13 magische Geheimnisse friedlich schlafender Babys

Susanne (34) sieht erschöpft aus, als sie beim Mama-Treffen ankommt. Wieder war sie gefühlte 25000 Mal wach in der Nacht, weil Malina (14 Monate) so häufig wach war. Leichter, unruhiger Babyschlaf eben ...

Als sich die Mamas etwas später in der Gruppe darüber unterhalten, wirkt Andrea (27) genauso frustriert über die häufigen nächtlichen Unterbrechungen. Ihr Sohn Marvin (4 Monate) stillt nachts so häufig - sie fragt sich, wann das endlich aufhört.

Erkennst du dich wieder?

Du fragst dich: wird es für immer so bleiben?

Lass mich ein wenig ausholen, auf der Suche nach der Antwort nach dem, was in Nächten mit einem Baby (und Kleinkind) normal ist und was unsere Menschenbabys zum schlafen bringt.

Die Magie der Menschheitsgeschichte

Den längsten Teil unserer Geschichte als Menschen haben wir in Höhlen und Behausungen ohne Türen verbracht. Säbelzahntiger, Schlange und Skorpion hießen unsere direkten Nachbarn, die uns - anders als Frau Meier heute, nicht gerade freundlich gesinnt waren.

Immer waren wir auf der Hut. Auch nachts.

Unser Schlaf geschieht - genau wie damals - auch heute noch in Etappen. Wiederholt - etwa alle 90 Minuten - kommen wir selbst im Erwachsenenalter in einen leichten Schlaf, um - mit jahrelang geübten Sinnesorgangen - abzuchecken, ob noch alles sicher ist. Mehr zu den Schlafphasen und - zyklen erfährst du auch im Online-Kurs "Schläft es schon durch?"

Ein Baby, ungeschützt, unfähig sich zu wehren, alleine in einer Höhle?

Damals: Für eine Spezies wie unsere viel zu gefährlich. Der Schutz für die Kleinsten musste gewährleistet werden.

Welche Geheimnisse brachten damals und bringen heute dein Baby also dazu, friedlich zu schlafen?

Geheimnis #1 - Die Bahn kommt

Kennst du das - du stehst am Bahnhof und wartest ... ziemlich lange. Wieder einmal ist Verspätung angesagt. Ärger macht sich breit.

Fast genauso geht es deinem Baby, wenn es - nach dem ersten Einschlafen - nochmal nach dir ruft. "Ist da wer!?" kann man dieses "Äh.." und "Wäh..." übersetzen.

Wird das kurze Erwachen prompt beantwortet, dann ist alles gut. Der Schlaf ist weiter sicher.

Bist du bei euch daheim, eher wie die DB, mit Verspätung dran? Dann ist vermutlich schon der kleine Kessel "hochgekocht" und schwierig zu beruhigen.

Eine promte, frühzeitige Reaktion auf die ersten Aufwachsignale schützt also vor langwierigen, zeitfressenden erneuten Einschlafprozessen.

Geheimnis #2 - Der Schleier

Wie alles in unserem Körper wird auch der Schlaf von Hormonen gesteuert. Melatonin ist der nächtliche Helfer, der den wunderbaren Schleier des Schlafes auch um unsere Babys hüllt.

Ausgeschüttet wird Melatonin bei Dunkelheit. Ob bei euch Nachtlichter zum Dauereinsatz kommen oder nicht, müsst ihr deshalb sehr gut abwägen.

Im Allgemeinen wird empfohlen diese durch eine Zeitschaltung zumindest zeitweise abzuschalten.

Geheimnis #3 - Die Sonne

Wenn dein Baby tagsüber vermehrt dem Tageslicht ausgesetzt wurde, steigt die nächtliche Melatonin-Produktion noch einmal an.

Vermutlich kommt daher auch die alte Empfehlung, täglich mit den Kleinen an die frische Luft zu gehen - nur dass die Luft nicht den Ausschlag gibt. Das Licht der Sonne ist es.

Dieses Wissen lässt sich gut nutzen! Ein Spaziergang an der frischen Luft hebt einfach auch eine überreizte Stimmung. Wenn ihr ein Tragetuch nutzt kann dabei überhaupt auch die generelle Schreidauer reduziert werden!

Geheimnis #4 - Der Abendnebel

Abendnebel, überall - nur am Bach die Nachtigall ... so textet es die Abendwaise.

So wie der kühle Nebel zur Nacht durchs Tal kommt, soll auch die nächtliche Temperatur im Schlafraum sein. Kühl und am besten frisch von draußen.

Für gutes Einschlafen genauso, wie als Schutz vor dem plötzlichen Kindstod. Die Temperatur von 16-18 Grad Celsius mag kühl wirken. Dass dein Baby dennoch warm genug ist ertastest du in seinem Nacken der stets warm und nie schwitzig sein soll.

Geheimnis #5 - Meine Sippe

Absolute Ruhe ist ein Garant dafür, dass man alleine zurückgelassen wurde. Wenn es zu leise wird schrecken viele Babys auf.

Viel auffälliger: Bei geräuschreicher Umgebung, zum Beispiel auf einem Familienfest, schlafen die Kleinen plötzlich selig in mitten aller.

Ein ganz klarer Fall: wenn so viele Beschützer aus der Sippe anwesend sind ist die Sicherheit garantiert.

Ausschlaggebend ist für die meisten Babys ein  stetig gleichbleibendes Lärmlevel.

Plötzliche Geräusche wie eine Türklingel, lautes Rufen, plötzlich auftretendes Stimmengewirr nachdem zuvor nur die Spülmaschine surrte? Das gleicht eher weckenden Alarmsignalen - die Sippe könnte ja aufbrechen und "man" könnte zurückgelassen werden.

Geheimnis #6 - Rote Äugelein

Müdigkeit ist essentiell um schlafen zu können. Laut Kinderarzt und Autor Dr. Renz-Polster öffnet sich alle 50 Minuten ein Tor zum Schlaf.

Da heißt es: "Augen auf" und die individuellen Anzeichen erkennen lernen. Das können rote Äugelein sein, genauso wie ein müder oder unsteter Blick und wirre Bewegungen.

Geheimnis #7 - No Stress

Sind bei deinem Baby kaum oder keine Müdigkeitssignale zu erkennen, kann es sein, dass diese von Anspannung überdeckt sind.

Ein liebevolles Einschlafritual, das eine wohltuende, beruhigende Massage beinhaltet, kann Wunder wirken. Berührungen beruhigen und lösen Anspannungen. Beruhigende Musik, der Klang von intrauterinen Geräuschen oder Wasserplätschern kann den Prozess unterstützen.

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Geheimnis #8 - Wann ich will

Babys sind verschieden. Ihre Art von Mitbestimmungsbedarf zeigt sich in ihrem Verhalten.

Schon bei Babys kann man Lerchen und Uhus erkennen. Dementsprechend kann es kein Patentrezept für die richtige Bett-geh-Zeit geben!

Achte auf den natürlichen Rhythmus deines Babys und lerne diesen kennen. Du wirst feststellen, dass du dich daran mit der Zeit anpassen kannst oder ihn ggf. geringfügig justieren kannst.

Ein hartnäckiger Kampf bringt meist viel weniger. Er kostet Kräfte. Die kannst du viel besser anderswo brauchen.

Geheimnis #9 - Wie Pattex

Letztlich gibt es auch diese Babys. Wie effektiver Sekundenkleber haften sie an ihren Mamas.

Wenn dein Baby dich überhaupt nicht gehen lässt und nur im Körperkontakt schläft, kann es sein, dass dies schwer für dich auszuhalten ist.

Vielleicht wirst du Phasen erleben, in denen du wohlwollend und bereit bist alles zu geben.

Zu Zeiten in denen du etwas Luft brauchst hol dir Hilfe aus deinem Umfeld. Wenn dies für die Schlafenszeiten nicht möglich ist, dann für die (länger werdenden) Wachphasen. Hole dir Entlastung. Dann fällt es dir vielleicht auch ein wenig leichter deinem Baby für die Schlafenszeiten deine Nähe in dem Ausmaß zu geben, wie es das braucht und einfordert.

Nutze die Zeiten des Kuschelns. Wenn du kannst, um ein wenig zu lesen. In Zeiten der Tablets, E-Reader und Smartphones ist das nun tatsächlich immer einfacher. So lassen sich mit ebooks, Blogs und Foren geräuscharme "Fenster für deinen Geist" öffnen

Geheimnis #10 - Die Schaukel

Während heute der übliche Schlafplatz ein Bett ist, waren es früher durchaus auch Hängematten. Oder das Baby lag auf seinem Elternteil.

Die schaukelnde Bewegung wird auch heute noch von vielen Babys zum Einschlafen bevorzugt.

Für Tagschlaf-Situationen kann das bedeuten, dass ein Ein- und Weiterschlafen nur im Tragetuch möglich ist. Nachts machen sich manche Eltern tatsächlich selbst zum Bett für das Baby, weil nur die Bewegung der Ein- und Ausatmung als akzeptabler Schlafbegleiter erwählt wird.

Dabei ist die Atmung der (unbedingt nüchternen und medikamentenfreien!) Elternperson der Atemstimulanz für das Baby. So wird es vor Atempausen geschützt.

Bewegung kann hier mit Hilfe eines Tragetuchs oder ein Pezziballes zum Einsatz kommen. Hier musst du jedoch abwägen was du auch für erneute Einschlafprocedere in der Nacht leisten kannst.

Geheimnis #11 - Die Brücke

Von vielen Schlafbuchautoren wird empfohlen, dass die Einschlafbedingungen immer gleich sein sollen. Herbert Renz-Polster benennt dies in seinem Buch "Born to be wild"* als Brücke.

Eine solche Brücke kann helfen, ist aber kein Garant. Auch ändern sich die Bedürfnisse an eine solche Brücke. Genauso wie sich überhaupt bedürftigere Phasen mit weniger bedürftigen Phasen abwechseln und es immer wieder zu Herausforderungen kommt.

Kennst du die aktuelle "Brücke" deines Babys. Ist die Brücke leicht umsetzbar. Dann kann euch das die Abende erleichtern.

Geheimnis #12 - Die Ersatzdrogen

Manchmal ist genug dann einfach genug gewesen. Dann ist es Zeit Alternativen zu schaffen.

Die Dunkelheit ist - vor allem für die Nacht - unersetzbar, aber meist auch relativ leicht herbeiführbar.

Das Saugen kann ein Ersatzobjekt möglich machen. Hier ist bei der Auswahl große Vorsicht geboten. Denn wenn du nachts plötzlich auf der Suche nach dem 5. Ersatzschnuller unterm Bett herum kriechst ist Unruhe vorprogrammiert.

Kuschelige Nähe kann ein sogenanntes Übergangsobjekt in Form eines Kuscheltieres oder eines Schmusetuches bieten.

Deine Körperwärme kann durch einen kuscheligen Schlafsack möglicherweise ersetzt werden.

Die Geräusche deines Herzens, deiner Atmung, deines Körpers können simuliert von Band kommen.

Geheimnis #13 - Der Michelin

Mindestens 3 Sterne.

Schön angerichtet, feinste Zutaten und großartiger Geschmack. Stillen = Saugen & der Magen füllt sich.

Eigentlich sogar 8-9-10 Sterne.

Das bist  du als Luxusvariante der Menschheitsgeschichte  für dein Baby.

Luxus ist nicht immer einfach. Da geht es vielen deiner Mit-Mamas genauso. Aber auch im teuer erkauften Luxus kannst du es dir selbst schön einrichten.

Mit dem Konzept des Co-Sleepings oder im Familienbett kann dein Körper lernen nachts zu reagieren, ohne dass du dies noch bewusst tun musst. Das ist eine Herausforderung in die du nur mit etwas Übung hineinwachsen wirst. Es ist deine Chance "JA" zu den Bedürfnissen deines Babys zu sagen.

Ich kann dir sehr empfehlen dies - unter Berücksichtigung der Hinweise für den sicheren Babyschlaf - ausprobierst und für dich und deine Familie so anpasst, dass es euch gut geht in euren Nächten.

Mir ist bewusst, dass die Nächte mit Baby völlig anders sind, als du es dir jemals ausgemalt hast. Sie zehren. Sie kosten Energie. Viel mehr als jemals erträumt.

Tief in deinem Baby einprogrammiert ist das Bedürfnis gesund zu überleben. Nur so konnten wir über die lange Zeit, die es uns gibt sicherstellen, dass es uns auch heute noch gibt. Dieses "Programm" steckt so tief in deinem Baby, dass der Versuch es zu überschreiben nur mit einem sehr schmerzhaften erzwungenen Prozess möglich ist.

Dein einziges Geheimnis ist diese Frage:

"Wer leidet mehr?"

Auch in der heutigen Kleinfamilie bist du nicht der einzige Ansprechpartner, wenn es um die Erfüllung der Bedürfnisse deines Babys geht.

Dass der Partner, welcher (derzeit) das Haupteinkommen nach Hause bringt gleichzeitig derjenige ist, welchem der Nachtschlaf zugestanden wird ist eine Einstellung, die mir schon oft begegnet ist.

Aber diese Gleichung funktioniert nicht immer. Nicht in jeder Familie. Nicht zu jedem Zeitpunkt.

Dazu müssen alle Karten auf den Tisch.

Was sind die Schlaf-Bedürfnisse von jedem von euch? Wie könnt ihr Ihnen gerecht werden? An welchen Schrauben wollt ihr gemeinsam drehen?

Mit jedem neuen Familienmitglied wird auch der nächtliche Versorgungsbedarf neu durchgeschüttelt und strukturiert. Das ist ein völlig normaler Vorgang.

Einen Einzelnen deshalb zum einzig Leidtragenden zu erklären ist dabei nicht zu akzeptieren.

Also ist es jetzt an euch genau hinzuschauen.

Vielen Dank, dass du bis hier hin durchgehalten hast zu lesen! Das zeigt mir, dass dich das Schlafen deines Babys ganz schön beschäftigt.

Wie kannst du mit deiner Familie die Geheimnisse deines friedlich schlafenden Babys nutzen? Was hast du noch nicht ausprobiert? Oder was praktizierst du davon bereits sehr erfolgreich?

Schreib hier in den Kommentaren und ich schaue bald vorbei um dir zu antworten!

Bis bald,
Tabea

stillberatung-heilbronnÜber Tabea Laue
Als Kinderkrankenschwester, IBCLC-Stillberaterin und Mama hat sie schon unzählige Gespräche über das Schlafverhalten von Babys geführt. Seit sie 2013 ihren Sohn geboren hat, bekommt sie regelmäßig zu spüren, wie viel Flexibilität Kinderschlaf uns Erwachsenen abverlangt. Dabei hat sie – wie viele andere inzwischen auch – erkannt, dass Gras nicht schneller wächst wenn man daran zieht und Bedürfnisse einfach auch nachts erfüllt werden müssen.

Auf ihrem Blog Mama-Baby-Vision schreibt sie seit Ende 2014 für werdende Mamas, die auf Bedürfnisse und ihre Selbstbestimmung achten möchten. Klick einfach auf den Link, wenn du erfahren möchtest, was sie dort für dich vorbereitet hat.

Danke, Tabea, für diesen tollen Artikel!

Buchtipps zum Weiterlesen:
Schlaf gut, Baby!* - Herbert Renz-Polster, Nora Imlau
Schläft es schon durch?* (E-Book) - Vera Rosenauer
Schlafen statt schreien* - Elizabeth Pantley

Webinar auf Youtube: Schläft es schon durch

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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