Welches digitale Vorbild bin ich meinen Kindern?

SmartphoneFamilieMama on the rocks hat in Kooperation mit scoyo zur Blogparade #MyDigitalDay aufgerufen, in der es darum geht das eigene Verhalten am Smartphone zu reflektieren und auch über die eigenen Regeln in der Familie zu berichten.

Insofern geht es in diesem Artikel recht persönlich zu und Du kannst Dir auch ein Bild machen, welches Vorbild ich als Anbieterin von Medienkompetenz-Workshops für meine Kids und auch meine LeserInnen abgebe.

Schauen wir mal, wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen ;-))

Das Foto rechts ist übrigens aus dem Vigeland-Park in Oslo von unserem Urlaub letztes Jahr – die Skulpturen dort sind nicht ganz 100 Jahre alt, also eigentlich noch aus einer smartphone-freien Zeit.

Aber was sonst machen die beiden da???

Mein digitaler Durchschnittstag

Aufwachen passiert noch analog, es weckt der Radiowecker.

Aber schon in den ersten Minuten nach dem Aufstehen, wird das Handy eingeschaltet, damit die ersten Nachrichten ankommen können. Wie Du jetzt merkst, wird bei uns das Handy am Abend ausgeschaltet und im Wohnzimmer gelagert. Ich bin recht skeptisch, was Handys im Schlafzimmer betrifft, diverse Verschwörungstheorien im Internet haben offensichtlich das ihre bewirkt.

Neben der allgemeinen Morgen-Hektik gibt’s gerne auch ein gröberes Kabelgewurschtel, schließlich gilt es bei uns schon vier Smartphone-Akkus zu versorgen sowie meine hektischen Fragen „Sind eure Handys eh aufgeladen?“

Meine Töchter (12einhalb und knapp noch nicht 10) tragen auch nicht aufgeladene Handys spazieren, was das Erreichen im Notfall deutlich erschwert …

Auf mein eigenes schaue ich schon mal zwischendurch, schließlich gibt’s manchmal noch Nachrichten, die vor dem Aufbruch wesentlich sind. „Kann dein Kind bitte in der Schule ausrichten, dass mein Kind krank ist“ oder „Nimm bitte noch … dringend zum Termin mit“

Intensiv kommt das Smartphone zum Einsatz, wenn ich dann selbst zu einem Termin unterwegs bin. Ich fahre ja immer öffentlich und da wird die Zeit in U-Bahn und Zug genutzt, um Mails und das unvermeidliche Facebook zu checken. Verbringe ich den Tag im Home-Office, passiert das am Laptop.

Tippen am Handy finde ich unglaublich lästig, deshalb werden die Mails auch vorerst nur einmal gelesen (und ggf. gleich gelöscht) und auf FB nur geliked, antworten und kommentieren passiert nur am Laptop, weil ich da mit 10-Finger-System einfach schneller bin.

Bei meiner Facebooknutzung muss ich mir eingestehen, dass das Argument „Ich nutze es ja hauptsächlich beruflich, das ist wichtig für mein Marketing“ schon ein wenig Lügen in die eigene Tasche ist.

Es raubt mir ordentlich Zeit!

Sind die Mädels am Nachmittag dann zu Hause, finden sie mich schon immer wieder vorm Laptop. Natürlich wissen sie, dass das zu meiner Arbeit gehört. Doch ich merke, dass für sie der Bildschirm doch deutlich mit Freizeit und spielen assoziiert ist. Wohler fühle ich mich, wenn ich es schaffe, das Ding auszuschalten.

Fällt mir nicht immer leicht …

Sind wir unterwegs zum Sport oder so, ist das Smartphone immer dabei – und ich merke, sobald ich das kurze Surren (extra auf so leise wie möglich geschalten!) neu eingegangener Nachrichten wahrnehme, sofort den Reflex, nachschauen zu wollen. Diesen Reflex zu unterdrücken schaffe ich meist nur mit Willensanstrengung und dem Mantra „Sei ein gutes Vorbild, dich stört das ja bei anderen auch“

Abendessen ist – auch auf Wunsch der Kinder – medienfrei, was aber in der Praxis immer wieder deutlich eingefordert werden muss. Gegen 20.30 Uhr werden die Handys dann abgeschalten, was im Unterschied zum Abendessen gut funktioniert.

{loadmodule mod_blank250,3 erprobte Alternativen zum NEIN-Sagen}

Mein Fazit:

Ich denke, ich krieg‘s ganz gut hin – merke aber aus eigener Erfahrung, wie verlockend so ein Smartphone sein kann. Und erst wenn ich mir vorstelle, ein Kind zu sein!

Mein erstes Smartphone hab ich mir übrigens erst sehr spät (Mai 2014) zugelegt, eben weil ich wusste, wenn ich‘s habe, werde ich es auch nutzen und das nicht immer nur vernünftig … aus diesem Grund hab ich auch bewusst nur ein Spiel installiert, weil mir mehrere zu viel Zeit rauben würden.

Und hier noch ein paar Antworten auf Fragen zur Nutzung und Regelung von Medienkonsum in der Familie. Das ist meine ganz persönliche Art und Meinung ohne Anspruch, dass das für alle Familien eine gut lebbare Lösung wäre.

Wann und aus welchen Gründen haben meine Mädels ein Handy/Smartphone bekommen?

Im Juni vor dem Umstieg in die Sekundarstufe, also mit etwa 10 Jahren.

Natürlich hätten sie gerne schon früher ein eigenes Handy gehabt und ich hab ziemlich oft zu hören bekommen, dass ja alle anderen schon längst eins haben. Mein Argument war immer: „Du bekommst eines, wenn Du eines brauchst!“

Die Volksschule war das Nachbarhaus, der Schulweg damit keine 100 m lang und die viele Schulfreundinnen wohnten in derselben (autofreien) Anlage. Wenn man jemand treffen wollte: einfach rausschauen aus dem Fenster, wer schon auf dem Spielplatz ist oder mal kurz vorbeigehen und anläuten. Im Zweifelsfall gerne auch mal ein Telefonat vom mütterlichen Handy.

Für die Sekundarstufe ist für den Schulweg schon U-Bahn-Fahren angesagt und da bin es wohl eher ich, die die Verbindung via Handy braucht.

Standard ist bei uns ein kurzes „Bin da“-SMS in der Früh und der „Ich geh jetzt weg“-Anruf beim Heimgehen. Letzterer vor allem hat sich sehr bewährt in der Praxis, denn da wird schon nochmal was ganz dringend gesucht in der Schule oder mit einer Freundin geratscht und das Losgehen verzögert sich um 20 Minuten, während derer die Mama daheim auf Nadeln sitzt.

Lange gehadert hab ich mit dem Thema Smartphone oder „normales“ Handy – es kam mir sehr seltsam vor, dass mein Kind ein moderneres Handy haben sollte als ich. Aber ja der liebe Gruppendruck! Und tatsächlich – leider – Kinder ohne Smartphones werden in diesem Alter leicht zum Außenseiter ohne!

Das zweite Haderthema war Internet am Smartphone und WhatsApp. Facebook war übrigens nie ein Wunsch „Mama, dort sind ja eh nur die Alten“ Vielen Dank, liebe Tochter ;-))

Mann und Kind haben mir dann folgende Lösung abgerungen: Internet zu Hause via WLAN ja, aber keins für unterwegs.

Die WhatsApp-Chat haben wir anfangs noch versucht zu kontrollieren, indem wir ausgemacht haben, dass sie uns ab und an ein wenig mitlesen lässt. Das hab ich nach einiger Zeit dem dafür abgestellten NSA-Agenten überlassen – wer auch immer die weitgehend doch naja –  belanglosen Jungmädchenchats überwachen muss, der hat mein tiefstes Mitleid!

In der Klasse ging es nicht immer so friedlich zu mit WhatsApp, eine engagierte Lehrerin hat dann für die Kids einen SaferInternet-Workshop organisiert – das hat einiges an Bewusstmachung geschaffen.

Großartige Regeln zur Nutzung gibt’s bei uns nicht – interessanterweise stellen sich die Mädels mitunter sogar selbst Regeln für sich auf.

Das sind sie wahrscheinlich von anderen Dingen von mir gewohnt, schließlich gab es bei uns jahrelang Fernsehregeln und wir haben oft über die Bildschirmzeiten diskutiert..
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass zwar zu manchen Zeiten die Nutzung sehr intensiv ist, aber dann immer wieder eine Phase kommt, in der das Smartphone plötzlich wieder überhaupt nicht interessant ist!

Wenn  es mir persönlich zu viel ist, dann erlaube ich mir aber sehr wohl „Jetzt leg das Ding endlich wieder mal aus der Hand!“ und das akzeptieren sie dann auch, wenn es gelegentlich eingesetzt wird.

Als große Hilfe hat sich bei uns der Sport gezeigt, meine Mädels sind Cheerleaderinnen und trainieren im Schnitt drei Mal pro Woche. Und das persönliche Treffen von Freunden, das noch im Großen und Ganzen von mir organisiert wird.

Und bei allem vielleicht sehr negativ Anmutendem, Smartphone und WhatsApp haben auch ganz praktische Vorteile – wenn es zum Beispiel um eine vergessene Hausübung geht. Die bekommt das Kind ganz schnell via Foto von KlassenkollegInnen.

So, das ist jetzt doch erstaunlich lang geworden 😉

Und natürlich interessiert mich auch: Wie geht’s Dir mit Smartphone in der Familie? Und – wie steht’s um Deine eigene Nutzung? Welches Vorbild möchtest Du sein? Deshalb hab ich hier für Dich noch ein  Minicoaching Digitales Vorbild zusammengestellt.

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Viel Spaß beim Reflektieren Deines Verhaltens. Ich freue mich, wenn Du Deine Erkenntnisse mit uns in den Kommentaren teilst.

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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