Der große Mythos von der Konsequenz
Wie oft höre ich von Müttern – mit schuldbewusstem Tonfall?
„Ich weiß, ich bin zu wenig konsequent!“
- beim Schlafritual
- beim Fernsehen und Tablet-Spielen
- beim Grenzen setzen
- und, und, und
Konsequenz gilt allerseits als unbedingt anzustrebendes Ziel – warum eigentlich?
„Weil uns sonst die Kinder auf der Nase herumtanzen“ … ist die meistgegebene Antwort.
Stimmt das wirklich?
Tun sie das sofort, wenn wir einmal nicht hundertprozentig konsequent sind? Wirklich immer?
Oder ist das bloß eine Angst, die tief in uns sitzt und von der wir nicht einmal wissen, woher sie kommt (ich vermute mal, Johanna Haarer lässt grüßen!)?
Oder ist es unsere Erwartung, die unsere Kinder nur erfüllen, weil sie grundsätzlich sehr gerne kooperieren?
Also eine selffullfilling prophecy …
Man kann auch sehr konsequent inkonsequent sein.
Ganz einfach, weil man von Situation zu Situation entscheidet, was jetzt das Beste ist.
Für genau diese eine Situation mit genau diesen beteiligten Personen. Wäre die Uhrzeit anders, wären die Personen anders – wäre vielleicht eine andere Entscheidung besser …
Ein Beispiel:
Du sitzt auf dem Sofa und dein Dreijähriger hat sich einen Kochtopf und Kochlöffel aus der Küche geholt und trommelt darauf herum.
Heute freust du dich darüber!
Also wirklich, so ein kreatives Kind – es macht Alltagsgegenstände zu Spielzeug und hat er nicht ein tolles Rhythmusgefühl, bestimmt wird ein wunderbarer Musiker aus ihm. Das muss ich unbedingt dem Papa erzählen, wenn er heimkommt …. Du lächelst dein Kind begeistert an und es lächelt voller Freude zurück!
Dieselbe Situation am nächsten Tag – der einzige Unterschied:
du hast Kopfschmerzen, jeder einzelne Trommelschlag deines Kindes lässt dir fast den Kopf explodieren.
Ok – wie stellen wir uns jetzt Konsequenz vor?
- Verbieten wir Trommeln immer? Quasi vorsorglich für die Tage, an denen wir Kopfweh haben?
- Freuen wir uns konsequent darüber? Und grinsen schmerzverzerrt trotz Kopfweh?
- Stellen wir eine Familienregel auf „Trommeln auf Kochtöpfen im Wohnzimmer erlaubt bis maximal 75 Dezibel“ und besorgen gleich auch ein Messgerät, damit wir das auch wirklich konsequent umsetzen können?
Du merkst schon, konsequentes „Konsequent-Sein“ ist im Alltag einfach nicht möglich – und genau deshalb musst du auch kein schlechtes Gewissen machen, wenn du das nicht umsetzen kannst. Dieser Anspruch ist einfach in sich überfordernd.
Wenn wir uns im Duden die Bedeutung von konsequent ansehen, ist die eine „beharrlich, unbeirrbar, fest entschlossen“, das ist die, die bei so vielen das schlechte Gewissen verursacht …
Die zweite lautet „folgerichtig, logisch, natürlich, schlüssig“ – das klingt schon viel besser, oder? Das klingt gleich viel entspannter und passt gut zu diesem Zitat von Mahatma Gandhi
„Konsequenz ist keine absolute Tugend. Wenn ich heute eine andere Ansicht habe als gestern, ist es dann für mich nicht konsequent, meine Richtung zu ändern. Ich bin dann inkonsequent meiner Vergangenheit gegenüber, aber konsequent gegenüber der Wahrheit. Konsequenz besteht darin, dass man der Wahrheit folgt, wie man sie erkennt.“ |
Definiere, was dir wichtig ist
Wer seine Werte kennt, kann in einzelnen Situationen leichter entscheiden, wie es gilt, angemessen zu reagieren. Meine angemessene, für mich konsequente Reaktion in einer Situation mag auch vollkommen anders sein als die angemessene, für sie konsequente Reaktion einer anderen Mutter – ganz einfach, weil ihr gerade in diesem Moment etwas anderes wichtig(er) ist!
Es ist vollkommen ok, wenn du in den Bereichen, die du für dich als wichtig definiert hast, konsequenter bist als in anderen für dich unwichtigen. Und dieses wichtig oder unwichtig darf sich auch von Zeit zu Zeit verschieben – siehe Gandhi.
Damit kommen wir aber auch gleich zum nächsten großen Irrtum in Sachen „konsequent sein“:
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Beide Elternteile müssen konsequent an einem Strang ziehen
Jetzt haben wir gerade festgestellt, dass es selbst einer Person nicht möglich ist 100%ig konsequent zu sein –
wie bitte soll das dann bei zweien funktionieren?
Natürlich macht es Sinn am selben Strang zu ziehen und konsequent zu sein, wenn ein „Projekt“ wie zum Beispiel „Schnuller abgewöhnen“ am Programm steht. Da ist es kontraproduktiv, wenn einer den Schnuller verweigert und der andere ihn dem Kind gibt.
Aber da sind wir jetzt wieder beim vorigen Punkt – am besten wir definieren gemeinsam das Schnuller abgewöhnen als für uns jetzt wichtig und stehen gemeinsam dahinter!
Jetzt sagst du vielleicht:
„Na ja, Vera – das Beispiel mit dem Schnuller ist ja klar, aber da gibt es so viele andere Kleinigkeiten, wo der Papa was anderes erlaubt als ich und das führt dann immer zu Konflikten!“
Stimmt, das ist im Alltag mit Kind oft schwierig, weil kaum Zeit bleibt mit dem Partner die gemeinsamen Werte und Erziehungsziele zu diskutieren und zu überlegen, wie wollen wir das eigentlich in unserer Familie handhaben.
Fazit:
Erlaube dir mehr Freiheit beim konsequent sein – du wirst sehen, das wird deinen Familienalltag entspannen!
Und übrigens – was die Definition „beharrlich und unbeirrbar“ betrifft, da ich bin überzeugt, dass wir Mütter alle unsere Kinder sehr KONSEQUENT lieben!
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