Haustiere für Kinder: Hilfe, mein Kind wünscht sich ein Haustier?

„Mama, ich will einen Hund – ich gehe auch immer mit ihm spazieren!“

„Wenn wir eine Katze hätten, würde ich natürlich auch das Katzenklo putzen“

„Bitte, bitte – ich will ein Haustier!“

Haustiere für Kinder sind wundervoll – aber wer noch nie eines hatte (oder noch nie eines in Kombination mit kleinen Kindern!), sollte vorher einige wohlfundierte Überlegungen anstellen. Auch wenn die Kids glaubwürdig ihre Hilfe bei Pflege und Haltung in Aussicht stellen.

Ich habe Tierheilpraktikerin Claudia Barkow gebeten, mir einige Fragen rund um Kinder und Haustiere zu beantworten – im Interview erfährst du:

  • Ab welchem Alter Kinder Verantwortung für Haustiere übernehmen können
  • Welches Tier sich für welche Familie eignet
  • Was du vor der Anschaffung eines Haustieres bedenken solltest

Vielen Dank, liebe Claudia, für deine fundierten Antworten!

Haustiere für Kinder

Kinder argumentieren ihren Wunsch nach einem Haustier ja oft mit der Begründung, dass sie sich ja um alles kümmern würden. Aber - können Kinder tatsächlich Verantwortung für ein Haustier tragen?

Gegenfrage: wie viele Kinder räumen freiwillig regelmäßig und eigenverantwortlich ihr Zimmer auf? Einfach, weil sie die Notwendigkeit dieses Vorgangs eingesehen haben, nachdem man es ihnen erklärt hat? Da kollidiert die elterliche Vorstellung sehr mit dem kindlichen Empfinden. Egal in welchem Alter.

Deshalb bin ich auch grundsätzlich der Meinung, dass man Kinder mit der Verantwortung für ein Haustier nicht alleine lassen kann und sollte. Sie können nicht abschätzen, welche Auswirkungen das Leben mit Tier und die Pflege dessen für ihren Alltag hat, wenn sie den Wunsch danach äußern.

Familien sollten gemeinsam einen vierbeinigen Mitbewohner wollen, nicht nur für die Kinder „einen anschaffen“. Denn das geht in der Regel in die Hose und endet in Streit und Frust sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern.

Das richtige Alter für den Einzug eines Haustieres gibt es für mich nicht. Für mich ist nicht entscheidend, ob das Kind in der Lage wäre, den Kaninchenstall ohne Hilfe zu säubern. Wichtig ist, dass Kinder alt genug sind, ein Nein zu akzeptieren und bestimmte Regeln im Umgang mit dem Tier im besten Fall zu verstehen oder sich zumindest an die Ansage von Mama oder Papa zu halten, wenn zum Beispiel der Hund beim Fressen nicht gestört werden soll. Das hat viel mit Impulskontrolle zu tun.

Es ist keine Option zu sagen: „Du wolltest die Katze/den Hund/das Kaninchen, nun kümmere dich auch!“. Wir reden über ein Lebewesen und nicht über Tomatensetzlinge.

Für wie wichtig hältst du es, dass Kinder mit einem Haustier groß werden? Was lernen Kinder durch ein Haustier, was entgeht ihnen, wenn es keines gibt?

Es kommt darauf an, mit welcher Einstellung die Familie an das Thema rangeht. Mit einem Haustier hat man von klein auf an die Möglichkeit Empathie zu lernen und seine eigenen Bedürfnisse mal hinter die eines anderen Lebewesens zu stellen. Achtung vor der Kreatur ist eine Eigenschaft die wir im Umgang mit Tieren dringend brauchen. Das lernen Kinder aber nicht von alleine und automatisch nur weil ein Tier einzieht. Das ist ganz viel Arbeit, immer und vor allem für die Eltern.

Wenn sich aber alle der Verantwortung bewusst sind, sind Tiere ein großes Geschenk und wahre Seelenschmeichler. Kinder, besonders jüngere sind noch sehr intuitiv in dem was sie tun und der frühe angeleitete Kontakt mit Tieren im eigenen Haushalt fördert Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein. Kinder und Haustiere mehr oder weniger sich selbst zu überlassen und darauf zu vertrauen, dass es schon laufen wird, halte ich für beide Seiten für keine gute Idee.

Welches Tier passt in welche Familie? Welche Bedürfnisse haben Hund, Katze, Meerschweinchen & Co? Was muss ich bei der Anschaffung bedenken – Alter des Kindes, Kosten, Pflegeaufwand?

Das für Familien mit Kindern anspruchsvollste, weil zeitintensivste Haustier ist der Hund. Sie müssen nicht nur regelmäßig an die frische Luft um ihr Geschäft zu erledigen, sie müssen auch über Jahre aktiv erzogen werden (egal für welche Rasse man sich entscheidet). Mit der Anschaffung eines Hundebettes und eines Futternapfes ist es nicht getan. Im Umkehrschluss kann man aber gerade mit Hund (unter elterlicher Aufsicht) viele Abenteuer bestreiten, weil man Ausflüge und Urlaube zusammen erleben kann.

Katzen müssen in jungen Jahren dagegen nicht in die „Kittyschule“ und sie müssen auch nicht in Begleitung vor die Tür, der Zeitfaktor entfällt also. Sie sind sehr saubere Tiere und sie mögen es auch sauber. Die Pflege des Katzenklos, auch bei Freigängern, darf nicht vernachlässigt werden. Allerdings ist nur eine Katze, die raus und Mäuse jagen darf in meinen Augen eine wirklich glückliche Katze. Für Stadtmiezen sollte es daher wenigstens einen gesicherten Balkon und artgerechte Fütterung in Form von hochwertiger Nassnahrung oder Rohfleischfütterung geben, denn Katzen sind Fleischfresser.

Kaninchen, Meerschweinchen und Co sind meiner Meinung nach keine geeigneten Haustiere für Kinder. Es sei denn es wird sich mit der Rolle des Beobachters begnügt und das ist in der Regel nicht der Fall, denn die Arbeit hat man trotzdem und dann darf man nur gucken. Das finden Kinder meistens doof. Kaninchen und Meerschweinchen sind beliebte Haustiere für Kinder, weil sie so zahm sind. Dazu muss man aber wissen, dass sowohl Kaninchen, noch mehr aber Meerschweinchen zu Tode verängstigt sind, wenn sie gekuschelt werden. Sie halten nur still, weil sie in Schockstarre sind. Außerdem werden die Platzanforderungen der Nager leider immer noch deutlich unterschätzt. Beide Gattungen sind sehr lauffreudige Tiere. Beide dürfen nicht alleine gehalten werden. Kaninchen benötigen zu zweit mindestens 6qm Platz, kleinere Gehege sind tierschutzrelevant. Häufig sehe ich Kaninchenkäfige in Carports, die nicht viel größer sind als Einkaufskisten. Das ist Tierquälerei.

Meerschweinchen leben in hochsozialen großen Gruppen zusammen und benötigen pro Tier mindestens 0,5qm Platz. Sollten die Tiere hauptsächlich mit wenig zusätzlichem Auslauf in dem Gehege wohnen, muss eine Bodenfläche von mindestens 1qm pro Tier eingerechnet werden. Auch das ist leider in den seltensten Fällen gegeben. Hinzu kommt, dass es Meerschweinchen schnell langweilig wird und sie gern ein wenig Abwechslung im Gehege haben zum Klettern, Verstecken und Entdecken.

Gibt es aus deiner „Fachsicht“ ein ideales Haustier für Kinder?

Meine Favoriten für Familien sind Hunde und Katzen. Es kommt natürlich immer ein bisschen darauf an, was das Kind für ein Naturell hat. Einer stillen Leseratte würde sicher eine Katze gut stehen und dem bewegungsfreudigen Wirbelwind eher ein Hund, aber es kann auch genau andersherum passen, quasi als Ausgleich. Für mich hat alles was Fell hat therapeutische Wirkung und ich sehe oft wie empathisch sowohl Hunde als auch Katzen sind, wenn die Kinder einen schlechten Tag haben.

Bis es soweit ist, ist es allerdings gerade im Zusammenleben von Kindern und Hunden ein langer Weg, den die Eltern mitgehen müssen. Hunde sind wie Teenager, wollen sich reiben und auch mal diskutieren. Da muss man Lust zu haben, nach der Auseinandersetzung mit der Sechsjährigen auch noch beim Hund konsequent zu bleiben. Aber ein langer Atem lohnt sich!

Katzen sind autonomer und weniger opportunistisch als Hunde. Sie ziehen ein und nehmen das Revier in Beschlag. Von ihnen kann man sich Charakterstärke abgucken. Wenn sie jemanden nicht mögen, helfen auch die besten Leckerlies nicht.

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Hast du Buchtipps für meine Leserinnen? Gibt es auch Bücher für Kinder, die sie auf ein Haustier vorbereiten?

Es gibt unendlich viele Bücher über dieses Thema. Ein bestimmtes kann ich gar nicht empfehlen.

Ich kenne als Tiertherapeutin die Anforderungen, die das Tier an das Familienleben stellt, damit es artgerecht und glücklich leben kann und die Eltern sind die jeweiligen Experten für das Naturell und die Wünsche ihrer Kinder. Daraus ergibt sich in der Regel die individuelle Lösung. Es gibt aber, für diejenigen die sich nichts desto trotz einlesen möchten, für jede Haustierart gute Ratgeber im Handel.

Ich würde, vor allem bei Büchern über Kaninchen und Meerschweinchenhaltung, in jedem Fall auf die jüngsten Ausgaben zählen, da in veralteten Büchern, gerade bei diesen Gattungen der Tierschutzgedanke noch nicht so im Vordergrund steht, wie in neueren Auflagen. Auch bei Katzen wäre ich eher bei den jüngeren Exemplaren.

Wenn es ein Hund werden soll, sind allein schon wegen der fast unüberschaubaren Rassenvielfalt Ratgeber natürlich nicht verkehrt, um sich im Vorwege gut zu informieren, welcher Typ Hund für die eigene Familie in Frage kommt. Hier wiederum muss es für mich nicht der neueste Ratgeber sein. Meine Erfahrung mit den jüngeren Rassebildern in Zeitschriften und Büchern ist, dass nahezu jeder Rasse die Familientauglichkeit angedichtet wird, wenn man denn nur das eine oder andere beachtet. Diese schön verpackten Mahnungen werden nur leider häufig in der ersten Euphorie überlesen und dann gibt es im Alltag ein böses Erwachen, weil der Terrier zu beharrlich oder der Münsterländer zu jagdlich ambitioniert ist.

Besser als jeden Ratgeber finde ich daher den Praxistest. Einfach mal Freunde und Bekannte mit Hund oder Katze besuchen. Wenn es Katzen zu viel wird, bekommt man auch schon mal eine gewischt und man kann noch so viel lesen über bestimmte Hunderassen. Etwas anderes ist es, wenn ein Jack Russel einem live auf den Keks geht, weil er findet, dass er noch nicht genug Programm hatte. Bei Tieren sollte man auch hinfühlen, ob es das richtige ist oder nicht.

Wenn die Entscheidung dann letztendlich gefallen ist und es in jedem Fall ein vierbeiniges Familienmitglied geben soll, kann ich nur empfehlen auch mal im nächsten Tierheim reinzuschauen. Dort warten unzählige wunderbare Tiere auf ein neues Zuhause.

Claudia Barkow Tierheilpraktikerin

Ich bin Claudia Barkow, ausgebildete Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin mit mobiler Praxis in Nordfriesland in der Nähe der dänischen Grenze. Neben den regelmäßigen Patientenbesuchen bei meinen Kunden aus der Region gebe ich regelmäßig Kurse für Tierhalter zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Die Beratungen zu Impfungen, Fütterung, Kastration oder der Frage welches Haustier am besten in die Familie passt, biete ich sowohl als Hausbesuch als auch als Onlinemeeting an.

Eine Übersicht meiner Angebote und Kundenstimmen zu meiner Arbeit gibt es auf www.tierheilpraxis-barkow.de


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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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