Beikoststart – was mein Baby mir darüber beigebracht hat
Kaum sind die ersten turbulenten Monate mit dem Neugeborenen geschafft, stellt sich als Herausforderung das Thema Beikost ein.
Und wenn du beginnst im Internet zu suchen, wirst du ganz schnell verwirrt sein, wenn du dir Fragen wie diese stellst:
- "Ab wann soll ich denn jetzt mit der Beikost beginnen?"
- "Welches Gemüse ist für den Beikoststart am besten geeignet?"
- "Was darf mein Baby auf keinen Fall essen, weil es sogar schädlich ist?"
Da gibt es so viele Empfehlungen von verschiedenen Stellen – hier eine Zusammenfassung vom Bundesinstitut für Risikobewertung - wobei ich dir jetzt gar nicht ernsthaft empfehlen mag, das durch zu lesen, denn du kommst auf keinen grünen Nenner.
ABER:
der einzig wahre Experte ist ohnehin bereits bei dir zu Hause – dein Baby nämlich.
Es wird dir unmissverständlich zeigen, wann es so weit ist. Ich weiß, als Mama neigt man da schnell zur Ungeduld, deshalb lass ich dich gerne mal vorab an meinen Beikost-Erfahrungen teilhaben, bevor ich zu den Tipps komme.
Was mein Baby mir über den Beikoststart beigebracht hat
Tabea von Mama-Baby-Vision hat zur Blogparade über den Beikoststart eingeladen und da bin ich gerne dabei.
Bei mir ist der Beikoststart ja schon einige Zeit her (2003 und 2005) – und damals waren die Vorgaben noch völlig anders. Eigentlich ein Wunder, dass meine Mädels das gut überstanden haben, wenn man sich die heutigen Empfehlungen anschaut.
Was war damals noch so anders?
Der ganz große Unterschied lag in den vielen verbotenen Lebensmitteln. Fisch, Eier, Kuhmilch, Nüsse (und wahrscheinlich noch einiges mehr, an das ich mich nicht mehr so genau erinnere) waren im ersten Lebensjahr tabu. Einzig das Meiden von Honig ist gleichgeblieben.
Und dann sollte am besten nur ein Lebensmittel pro Woche eingeführt werden, um allfällige Auswirkungen auf die Verdauung oder das Folgen von Bauchweh oder Ausschlägen gut beobachten zu können.
Die Idee der Allergieprophylaxe steht ja ganz groß hinter den Beikostempfehlungen. Tut es ja heute auch noch, nur empfiehlt man mittlerweile eher das frühe In-Kontakt-kommen mit verschiedenen Allergenen statt deren Vermeidung.
Hat's gewirkt?
Was soll ich dir sagen, ein Kind hat die Gräserpollenallergie (die auch Mama, Papa und zwei Großelternteile haben) voll ausgefasst und das zweite gar nix!
Alleine an der Beikost kann's also nicht liegen ...
Mein Beikoststart mit Baby 1
Was habe ich mir alles an Infos reingezogen.
Mir Bücher besorgt, einen Workshop besucht und darauf basierend meinen eigenen Plan geschrieben – ich hatte tatsächlich exakt die Reihenfolge der Lebensmittel geplant, in der meine Tochter sie vorgesetzt bekommen würde. Und natürlich habe ich mir den Kopf zerbrochen, um vertrauensvolle Bezugsquellen für qualitativ hochwertiges Biogemüse zu finden …
Positiv habe ich allerdings in Erinnerung, dass damals ganz klar Beikoststart nach dem 6. Lebensmonat kommuniziert wurde. Da finde ich heute die heutigen Empfehlungen, die von verschiedenen Seiten kommen, eher verwirrend. Am besten man sieht sich sehr genau an, von wem welche Empfehlung kommt und welches Interesse vielleicht dahinterstecken mag.
Meine Erstgeborene war ein Frühchen, sie ist fast sechs Wochen zu früh geboren, deshalb habe ich voll gestillt, bis sie siebeneinhalb Monate war. War auch gut so, denn sie hat sich überhaupt nicht für Essen interessiert.
Letzteres ist mir erst im Rückblick klargeworden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn ich früher mit der Beikost begonnen hätte, ich kläglich damit gescheitert wäre. Beikostreifezeichen hat sie nämlich absolut keine gezeigt.
Als sie dann tatsächlich das erste Mal diesen herrlich orangefarbenen Brei (Karotte war 2003 das absolute Muss zum Beikoststart!) vor sich hatte, fand sie das auch durchaus recht vergnüglich, einen feinen Zeitvertreib, aber als Mittel zur Sättigung vollkommen ungeeignet.
Von diesen ersten Fütterversuchen gibt es herrliches Videomaterial, von dem ich sehr hoffe, dass es niemals auf Youtube zu sehen sein wird ;-)
Aber natürlich hat mich das auch ziemlich gestresst und frustriert und tagtäglich die Karotten selber essen, ist ja keine Lösung! Bis zum Tag X, als ich keine Lust zum selber Kochen hatte und dem Fräulein Tochter einfach einen Brei aus dem Gläschen kredenzte. Und siehe da – der wurde mit Freude und Genuss verspeist!
Und den liebevoll selbst gekochten Brei (der aus dem extra besorgten Biogemüse!!!!) hat sie weiterhin volle drei Monate ignoriert!
Stückchen sowieso!
Mein Stabmixer hat den Brei einfach nicht fein genug geschafft – bis zum Alter von 11 Monaten hat sie strikt alles verweigert, das nicht aufs Feinste püriert war. Und dass schaffte offenbar nur Herr Hipp mit seinen Gläschen … fürs Familienessen hat sie sich erst ab ca. eineinhalb interessiert!
Trotz des etwas holprigen Start ist aus ihr eine vollkommen unkomplizierte Esserin geworden.
Mein Beikoststart mit Baby 2
Da kann ich mich recht kurz fassen ;-)
Sie hat mit 5 Monaten irgendwie ein Kipferl (ich habe nach wie vor die große Schwester im Verdacht!) in die Finger gekriegt und war von da ab hellauf begeistert, von allem, was wir ihr zum Probieren gaben ...
Was ich daraus gelernt habe
Sich einen Beikostplan machen ist super - aber er ist dazu da, um umgestoßen zu werden!
Mich persönlich beruhigt es sehr, einen Plan zu haben. Meist habe ich sogar mehrere für unterschiedliche Varianten (Man weiß ja nie was alles passieren kann!) Aber es ist eben keine Katastrophe, wenn man den Plan nicht hundertprozentig einhalten kann, vor allem, wenn noch andere Personen oder ein Baby mit involviert sind.
Wann also ist es Zeit für den Beikoststart? Die Beikostreifezeichen
Genau in dem Moment, indem dein Baby Interesse zeigt, an dem was du isst. Wenn es den Bissen, den du in den Mund steckst, mit den Augen verfolgt – und zwar bis hinein in deinen Magen ;-))
Dieses Interesse am Essen anderer ist für mich das wichtigste der sogenannten Beikostreifezeichen.
Du kannst es rund um die Vollendung des sechsten Lebensmonates erwarten – bei einem Baby früher, beim anderen später.
Körperliche Voraussetzungen sind:
- Das Baby kann mit nur wenig Hilfe aufrecht sitzen
- Das Baby kann seinen Kopf stabil halten
- Der Saugreflex ist bereits abgeschwächt
- Möglicherweise sind auch schon erste Zähne durchgebrochen
- Das Baby kann schon koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen durchführen (sprich sich z.B. eine Rassel in den Mund stecken)
Wenn du diese Anzeichen erkennst, kannst du erstmal damit beginnen, dem Baby einen Löffel in die Hand zu drücken, wenn du selber isst. So gewöhnt es sich langsam an dieses glatte, kühle Gefühl im Mund und kann damit experimentieren – du wirst erstaunt sein, was man mit einem Löffel außer Essen noch machen kann.
WICHTIG: Beikostbeginn bedeutet NICHT Ende der Stillzeit!
Das kommt leider in manchen Ratgebern so rüber, wenn es heißt, es werden die Still- bzw. Fläschchenmilchmahlzeiten ersetzt.
Beikost bedeutet lediglich, dass zur ausschließlichen Milchnahrung der ersten Monate etwas dazukommt.
Also, wenn du stillst, lass dich nicht beirren!
In der WHO-Empfehlung heißt es „Weiterstillen, so lange Mutter und Baby wollen“ – wenn eine der beiden nicht mehr mag, dann wird man sehen, wie es weitergeht.
Welches Gemüse ist am besten geeignet für den Beikoststart?
In unseren Breiten ist das nach wie vor Karotte. Wobei das mehr eine kulturelle Sache ist als eine gesundheitliche – in Frankreich wird nach meinen Recherchen gerne mit Artischocke begonnen.
Ich weiß ganz ehrlich nicht, wie alt meine Kids schon waren als sie zum ersten Mal Artischocke gekostet haben, wir kennen sie eigentlich nur als Bestandteil von Pizza ?
Karotte wird deshalb oft gewählt, weil sie mit ihrem süßlichen Geschmack an Muttermilch erinnert und so von vielen Kindern akzeptiert wird. Außerdem schaut sie auf den Fotos meist recht spektakulär aus ….
Aber prinzipiell ist jedes saisonale Gemüse geeignet. Du kannst also genauso gut mit Zucchini oder Kürbis oder was auch immer gerade bei dir im Garten wächst starten.
Beikost - als Brei oder Stückchen?
Auch diese Frage kann einzig dein Baby beantworten.
BLW – Baby Led Weaning – ist in den letzten Jahren recht populär geworden. Oft wird es leider nur mit Fingerfood in Verbindung gebracht, grundsätzlich bedeutet es vom Baby geleitete Beikost und das ist aus meiner Sicht das wichtigste. Dein Baby leitet dich, es sagt dir, was es möchte und was nicht!
Es spricht auch gar nichts gegen eine Kombination von beidem.
Biete dem Baby mal Brei an, mal Stückchen – du wirst bald merken, ob es eins von beiden bevorzugt! Das Wichtige ist, das es ein Angebot ist und du dem Baby nichts aufzwingst - du weißt schon "Ein Löfferl für die Oma" und so ...
Die Stückchen müssen natürlich anfangs ganz weich sein, damit das Baby sie mit der Zunge am Gaumen zerdrücken kann. Ich empfehle eher das Gemüse zu dämpfen als die Stückchen in Wasser zu kochen. Sie behalten so besser ihren Geschmack und die Nährstoffe verlieren sich nicht im Wasser (das beim Brei dann ja mitpüriert wird!).
Dämpfeinsätze, die du in jedem Kochtopf verwenden kannst bekommst du ganz günstig – hier ein Beispiel* - damit du dir vorstellen kannst, was ich meine.
Lass dir anfangs Zeit mit dem Einführen neuer Lebensmittel!
Für dein Baby ist jetzt ganz viel neu – der Löffel, die neuen Bewegungen mit der Zunge, der Geschmack. Es braucht nicht sofort jeden Tag Abwechslung beim Essen. Bleibe lieber ein, zwei Tage bei Karotte (oder bei dem Gemüse, mit dem du begonnen hast) und schaue, wie dein Baby drauf reagiert.
- Bekommt es Bauchweh oder Blähungen?
- Vielleicht Verstopfung?
- Rote Haut am Popo?
Es verträgt die Karotte gut? Dann kannst du mit dem nächsten Lebensmittel starten. Ich kombiniere zu Karotte gerne Apfel oder Fenchel.
Wenn das Baby die Karotte wieder ausspuckt, heißt das übrigens nicht, dass ihm Karotte nicht schmeckt. Vielleicht ist das Baby doch noch nicht bereit für Beikost, vielleicht mag es aber auch einfach den Löffel nicht oder die Temperatur oder die Konsistenz?
Nach 6-8 Wochen Beikost kannst du dann für mehr und schnellere Abwechslung sorgen.
Rezepte für Babys Beikost
Oft werde ich auch nach Rezepten für Babys Beikost gefragt – dazu findet du viele Ratgeber wie zum Beispiel Das große Buch von Babybrei & Beikost* oder auch Blogs.
Ich bleibe dabei sehr gerne praktisch und pragmatisch:
Was kochst du für den Rest der Familie und was davon lässt sich für das Baby abzweigen, bevor gewürzt wird. Das kann Gemüse sein oder auch Reis und Nudeln.
Beikost ist ja der Weg von der (Mutter)Milch zur Familienkost und da finde ich es optimal, auch mal einen intensiven Blick auf diese zu werfen und diese zu optimieren, bevor wir uns ausschließlich auf Beikost-Rezepte konzentrieren
Das Beikost ABC
Alle Antworten auf die in meinen Mama-Baby-Runden am öftesten gestellten Fragen zu Babys Beikost findest du auch hier im Beikost ABC
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