Einzelkind sein oder Geschwisterkind – was ist besser?

Einzelkinder sind alle Egoisten!

Das mittlere Kind wird immer übersehen!

Typisch Nesthäkchen!

Es gibt eine Menge an Vorurteilen und Meinungen, die über gewisse Geschwisterpositionen herumschwirren und die auch – bewusst oder unbewusst – unsere Entscheidung darüber, wie groß die eigene Familie sein soll, beeinflussen.

Nicht wenige Mamas haben mir schon gesagt, sie wollen unbedingt mindestens zwei Kinder, damit die beiden auch lernen zu teilen. Oder das Geschwisterchen soll ja Spielkamerad werden, damit dem Erstgeborenen nicht fad wird.

Umgekehrt fürchten viele, dem Erstgeborenen „etwas Schlimmes anzutun“ mit dem Geschwisterkind, denn dann bekommt es ja nicht mehr die volle Aufmerksamkeit.

Was also ist besser – Einzelkind sein oder Geschwisterkind?

Und weil ich glaube, dass sich das nicht allgemein sagen lässt, habe ich Mama-Bloggerinnen aus Österreich gebeten über ihre Erfahren zu berichten. Ich habe ihnen dazu folgende Fragen gestellt:

  • Wie ist deine Stellung in der Familie?
  • Wie hast du das als Kind erlebt - was waren Vorteile, was Nachteile?
  • Wie siehst du das jetzt als Erwachsene?

Gerade die Antworten auf letztere Frage fand ich sehr interessant, weil als Kind sieht und bewertet man die Dinge ja völlig anders als Erwachsene das tun. Und das, was der eine als Vorteil sieht, ist für den anderen ein Nachteil.

Lies dich also hier durch unterschiedlichste Erfahrungsberichte in Sachen Geschwisterposition!

Ich selbst bin übrigens ein Einzelkind. Und mir waren als Kind die Vorteile dieser Position durchaus bewusst, wie mit seinen Wünschen im Mittelpunkt zu stehen, richtig viele Geschenke zu Weihnachten und keine Streitereien zu Hause mit Geschwistern (so habe ich Geschwisterkinder auf Besuch bei Freundinnen erlebt!)

 Einzig zu der Zeit, als ich „Hanni und Nanni“ gelesen habe, hätte ich mir ganz dringend eine Zwillingsschwester gewünscht! Und zu Anlässen, wo die Eltern zu beschenken waren, hätte ich mir gerne die Ideenfindung und Anschaffung mit jemand geteilt …

Steffi

von http://www.3fachjungsmami.net

„Ich selbst bin ein Sandwichkind und habe über meine Erfahrungen damit schon mal gebloggt:

http://www.3fachjungsmami.net/2017/01/sandwichkind-fluch-oder-segen

Katharina

von http://birdiesworld.at/

„Wir waren fünf und wenn du mich so schnell fragst, ich bin oft genug durchgerutscht. Meine Geschwister sagen gern, ich hätte mir gute Ausreden gesucht, um bei der Hausarbeit nicht dran zu kommen. Meine kleinen Geschwister waren zu klein und die großen halt in der anderen Rolle. Manchmal fühl ich mich verloren in meinem Leben (oder leider zu häufig), ob das mit der Sandwichrolle zu tun hat, ich weiß es nicht. Aber es könnt schon ein bisschen damit zusammenhängen. “

Ines

von  www.shrimpskrams.at

„Ich habe einen älteren Bruder, aber gleich 25 Jahre älter. Waren also wie zwei Einzelkinder. Ich hab's immer toll gefunden, wenn der große Bruder gekommen ist und mit mir was unternommen hat. Haben auch Sachen gemacht, die andere mit ihren Geschwistern nicht machen konnten. Waren oft mit seinen Freunden unterwegs, mal bei einem Zeltfest, mal im Kaffeehaus oder bei einem Lagerfeuer. Das geht halt nur mit wirklich alten Geschwistern???? Nachteil: als er ausgezogen ist haben wir uns natürlich nicht so oft gesehen. Unsere Beziehung war und ist aber super! Das lustige ist mein Mann hat dieselbe Situation mit einer 12 Jahre älteren Schwester“

Victoria

von http://schulfern.com

„Ich bin die Vierte von fünf. Ich persönlich fand den Abstand zu meinen älteren Brüdern als auch den zu meiner jüngeren Schwester (jeweils 5 Jahre) zu groß.
Heute als Erwachsene fühl ich mich - wie auch als Kind - irgendwie außen vor. Meine drei älteren Brüder sind innerhalb von 3 Jahren auf die Welt gekommen. Und waren immer eine homogene Einheit. Selbst in ihren Konflikten oder Wettbewerben. 5 Jahre danach kam ich und ich hab grad noch so den Anschluss geschafft und den auch nicht dauerhaft. 5 Jahre nach mir meine Schwester und sie ist noch weiter außen vor.

Die Vorteile waren sicher, dass immer wer da war, die Reibungsfläche und Spielwiese für die Ausbildung sozialer Kompetenzen, breitgefächerte Bildung durch die Erweiterung des Horizonts, weil sich jeder für was anderes interessiert und man von allen was mitbekommt und so in viele Bereiche hineinschnuppern kann.

Aber das immer wer da war und sich immer Reibungsfläche bot konnte auch zum Nachteil werden ???? wir haben zu siebt auf 85 m2 gewohnt.

Ich selbst hab jetzt 5 Kinder in 6,5 Jahren bekommen. Ebenfalls 3 Buben und 2 Mädchen und bin schon sehr gespannt wie sie sich entwickeln.“

Christina

von https://mamminachristinablog.wordpress.com/

„Mein Mann und ich sind beide Einzelkinder. Ich hatte aber einen kleineren Cousin, der wie mein Bruder war. Trotz einiger scheinbarer Vorteile wie ungeteilter Aufmerksamkeit und Erfüllung vieler Wünsche in unserer Kindheit war uns beiden immer klar, dass wir mindestens zwei Kinder haben wollten. Wenn wir unsere Mädls jetzt miteinander spielen sehen, bestärkt uns das jeden Tag in unserer Entscheidung.“

Jennifer

von  www.mrsjenvarga.com

„Ich habe einen zwei Jahre jüngeren Bruder und obwohl ich als Kind jetzt nicht gerade sein größter Fan war (er hat einfach immer mein Zeug kaputt gemacht und mir in späteren Jahren auch ständig alles weggegessen) liebe ich ihn sehr und bin froh jemanden zu haben mit dem ich meine Kindheit geteilt habe. Klarer Vorteil: wenn man Scheiße baut und der andere hat auch gerade Blödsinn gemacht, sind die Eltern nicht nur auf einen bös bzw. verschwindet das schneller. Seitdem ich 18 bin, streiten wir auch nicht mehr (das geht mir sogar zeitweise ab) und verstehen uns sehr gut - bin also ein riesiger Fan von Geschwistern. Mittlerweile hab ich selbst zwei Kids die ca. 5 Jahre auseinander sind und die lieben sich genauso, streiten genauso wie wir damals und sind genauso unzertrennlich. Der Altersunterschied hat da für die zwei wohl momentan noch nicht so eine große Rolle. Ich glaub Geschwister sind wirklich extrem wichtig (sofern welche möglich sind) und man lernt dadurch so viel: sich durchzusetzen, zu teilen, zu streiten, bedingungsloser Hass und Liebe gehen quasi Hand in Hand  „

Steffi

von What a lovely day

„Wir sind zu dritt. Ich hab noch zwei jüngere Brüder (3/10 Jahre Abstand) Ich bin also die große Schwester.

Vorteile Erstgeborene: Ich war das erste Kind. Das erste Kind ist immer was Besonderes. Und das spürt man von allen Seiten. Mama, Papa, Oma, Opa, Urlioma, Urliopa.
Nachteile Erstgeborene: Ich musste kämpfen. Für alle Dinge. Was darf ich was nicht. Am schlimmsten war es für mich dann als ich das erste Mal fortgegangen bin. Drama. Und bei meinem Brüdern war das dann alles kein Problem mehr. Beim zweiten oder dritten Kind sieht man dann alles schon etwas lockerer - oder?

Mein jüngerer Bruder - das Sandwichkind - hatte es nicht leicht. Er stand immer in meinem Schatten. Ich war das liebe brave Mädchen. Keine Probleme. Und bei ihm alles anders. Er hat viele Sachen von mir einfach kaputt gemacht. Ich hab nie was kaputt gemacht. Aber wenn ich darüber nachdenke, hat es erst angefangen, als der Nachzügler oder das Nesthäkchen - wie man so schön sagt - auf der Welt war. Aber vielleicht liegt es auch daran das ich mich einfach an diese Situationen erinnern kann. Dann kam noch die Pubertät für ihn dazu und das Desaster war perfekt. Probleme auf allen Ebenen. Ich habe mein Abitur gemacht. Meine Eltern waren stolz auf mich. Mein Bruder hatte keinen Abschluss. Die große Schwester die alles richtig macht. Und den Ärger darüber bekomme ich heute noch von ihm zu hören. Auch wenn er mittlerweile einen guten Job hat, eine eigene Familie hat und gut Geld verdient.“

Übrigens - hast du öfter mit streitenden Geschwisterkindern zu kämpfen?
Dann lade ich dich ganz herzlich zu meinem kostenfreien Webinar "Geschwisterstreit - und wie du als Mama gut damit umgehen kannst! ein - trage einfach hier deine Emailadresse ein und dann bekommst du den Link zur Aufzeichnung.

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Anja

von http://gaensebluemchensonnenschein.com/

„Ich bin ein klassisches Einzelkind geschiedener Eltern... Ich bin in einer Siedlung aufgewachsen, und ich war den ganzen Tag draußen und habe mit den Kindern gespielt. Wir waren eine Dreier-Clique (alles Einzelkinder) und unzertrennlich. So hab ich mich also nie wirklich "alleine" gefühlt. Wir haben geteilt, getauscht, gestritten und gelacht... den ganzen Tag lang, bis jeder wieder in seine Wohnung musste und wir wieder jeder Prinz und Prinzessin sein konnte... Quasi Einzelkind mit gewissen Vorteilen.

Meine damals beste Freundin ist es übrigens heute noch und fühlt sich wie meine Schwester an. Ich war immer sehr gerne Einzelkind, und hätte mir auch gut eines vorstellen können. Ich habe als Kind weder einen Vor- noch einen Nachteil empfunden, da ich keinen Vergleich hatte, es war, wie es war und so war es gut. Vorteile waren damals aber vielleicht mein eigenes Zimmer, viel zu viele Spielsachen (kann auch am Faktor Scheidungskind liegen), die man nicht teilen muss, wenn man nicht will, man ist immer das Lieblingskind seiner Eltern, muss nicht vergleichen oder sich den Geschwistern gegenüber verteidigen. Nachteile: Der Fokus ist immer auf einem Kind (meine Mama war ziemlich eine Glucke phasenweise), Erfolgsdruck, man kann sich mit niemanden gegen die Eltern verbünden und ist immer dem 1:1 ausgeliefert. Was mir nach dem Tod meines Papas (als Erwachsene) noch sehr traurig aufgefallen ist: Wenn den Eltern etwas passiert, hat man niemanden, mit dem man das teilt, gemeinsam durchsteht. Da hätte ich mir oft eine Schwester oder Bruder gewünscht.“

Babsi

von http://www.chaoshoch6.at

„Ich bin die vierte von fünf Kinder. Ich habe drei ältere Brüder und eine jüngere Schwester. Meine schönsten Erinnerungen hängen mit meinen Geschwistern zusammen. Wir waren und sind ein eingeschworenes Team.
Als ich noch ein Kind war, da hatte ich eine Freundin, die ein Einzelkind war und ich fragte sie, ob ihr nicht total langweilig ist, so ganz ohne Geschwister. Ich konnte mir das nie vorstellen keine Geschwister zu haben. Mit 14 Jahren war ich mir dann sogar ganz sicher, dass ich mehr als nur ein Kind haben möchte. Ich war mir da auch schon sicher, dass ich mehr als zwei haben möchte ;)
Weil ich es einfach toll fand, eines von mehreren zu sein. Wir haben viel gemeinsam erlebt. Viel, das nur wir wissen. Das dürfen bis heute unsere Eltern nicht erfahren. Das läuft dann so ab: "Du weißt schon, damals..." genicke, gezwinker und jeder kennt sich aus :D
Ich empfand es als großen Vorteil, dass ich nicht alleine war und immer was los war bei uns zuhause <3 Und wir bildeten immer eine Einheit. Auch gegen die Eltern, wenn es sein musste. Wir standen für einander grade und stärkten uns gegenseitig den Rücken. Ich weiß noch, wenn einer von uns sich ein Verbot eingehandelt hat, dann haben alle anderen auch darauf verzichtet (Eis, Schoki, etc.).
Leider hängen auch die schrecklichsten Erinnerungen mit meinen Geschwistern zusammen. Autounfälle, Motorradunfälle, dem Tode ins Auge blicken, ... wir lassen nix aus.
Also der große Nachteil ist wahrscheinlich die intensive Verbindung, die wir haben. Jeder leidet mit jedem unheimlich mit. Aber wir sind immer für einander da. Erst vor ein paar Wochen wieder, als mein ältester Sohn abgängig war. Mein Bruder, der am nächsten zu mir wohnt, hat sich sofort ins Auto gesetzt und ist zu mir nachhause gekommen, nur um mir seelischen Beistand zu geben. Und als Entwarnung kam haben wir beide geweint vor Erleichterung.“

Michaela

von www.littlebee.at  

„Ich bin die Ältere von zweien, meine Schwester ist 5,5 Jahre jünger als ich; als Kinder war ich oft verantwortlich, musste sie überall mit hin schleppen, usw. Meine Freude war verständlicherweise nicht groß   aber unsere Eltern waren beide voll berufstätig, damals war das eben noch anders als heute; und sonst war sie halt immer 1-2 Entwicklungsschritte hinten nach, 5 Jahre machen schon etwas aus, so sehr sie mich manchmal genervt hat, so sehr hab ich sie als Kind schon geliebt, also verteidigt am Spielplatz und so, und natürlich bei den Eltern waren wir auch eine Einheit *lol*, heute, als erwachsene Frauen verstehen wir uns mehr als nur gut, wir haben ein sehr enges Band, vielleicht auch gerade deswegen weil wir als Kinder so eng sein mussten; es vergeht selten ein Tag an dem wir uns nicht zumindest eine SMS schreiben; sie ist für mich eine sehr enge Vertraute in allen Lebenslagen!“

Vielen Dank an alle Beteiligten für ihre Offenheit und ihre Berichte –
und jetzt bist du dran: Wie ist deine Geschwisterposition und wie hast du es erlebt?

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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