Hilfe, mein Kind unterbricht mich dauernd!

Wenn du die volle Aufmerksamkeit deines Kindes haben möchtest, dann beginne zu telefonieren oder ein Gespräch mit einem anderen Erwachsenem!

Diesen Scherz – oder vielleicht auch Seufzer? – habe ich letzte Woche auf Facebook gelesen und musste gleich lachen, weil ich diese Situationen nur zu gut kenne.

Da ist ein wichtiges Telefonat zu führen und es dauert keine Minute, bis Junior ganz dringend etwas braucht. Da kommt die Nachbarin auf einen Kaffee vorbei und man kommt nicht zum Tratschen, weil dauernd das Kind dreinquatscht.

Woher kommt das?

Schauen wir uns die Situation mal aus der Sicht des Kindes an:

Kleinkinder haben oft einen unbändigen Rededrang – kein Wunder, wenn man grad erst gelernt hat zu reden!

Außerdem leben sie im Moment. Was grad da ist, muss raus!

Ein Dreijähriger hat auch noch keine Vorstellung davon, dass für jemand anderen jetzt gerade etwas wichtiger sein könnte als sein spontanes Bedürfnis nach einer Banane. Und dann ist auch noch das Kurzzeitgedächtnis noch nicht hundertprozentig entwickelt – „also, wenn ich das jetzt nicht gleich sage, dann vergesse ich es vielleicht wieder.“

Demnach ist vollkommen verständlich, dass das Kind noch nicht höflich abwarten kann, bis es zu Wort kommt.

Etwas älteren Kindern erklären die Eltern vielleicht, sie dürften nur wegen „etwas Wichtigem“ unterbrechen. Dann kommt noch die Herausforderung dazu entscheiden zu müssen, ob mein Anliegen denn wirklich wichtig ist!

  • Ist es wichtig, dass
  • Ich grade ein Glas Wasser möchte?
  • Ich mir weh getan habe?
  • Das Haus brennt?

Natürlich geht es auch immer ein Stück weit um Aufmerksamkeit. Und da werden Nachbarin oder Smartphone schnell zum Rivalen um Mamas Aufmerksamkeit, die man sich dann dringend sichern muss.

Wie viel „Ungestörtheit“ kannst du erwarten?

Als Faustregel gilt 1 Minute pro Lebensjahr!

Das heißt jetzt nicht, dass sich nicht auch schon Eineinhalbjährige 20 Minuten lang ausgiebig und konzentriert mit einem Spielzeug beschäftigen können – aber eben nicht dann, wenn du es brauchst!

Nimm diese Faustregel her für Situationen, in denen du die Ungestörtheit brauchst oder wünschst – das verändert auch deine innere Erwartungshaltung. Wenn wir etwas erwarten, was die Kinder von ihrem Entwicklungsstand einfach noch nicht können können, werden wir automatisch enttäuscht.

Du wirst sehen, dass die Kinder diese Minutengrenze sogar oft gut schaffen. Und beim Gespräch mit der besagten Nachbarin eh erst nach fünf Minuten daherkommen und unterbrechen.

Trotzdem nervt es uns und es ist auch vollkommen legitim, dass Mamas manchmal genervt sind. Die Zeit mit Kleinkindern zu Hause ist eben auch die Rushhour des Lebens.

Manchmal sind wir ja auch von uns selbst genervt, weil wir als Mama ständig „NEIN“ sagen – probier doch einfach mal diese Alternativen aus. Du wirst sehen, dass sich damit einige „Neins“ aus deinem Alltag verbannen lassen.

{loadmodule mod_blank250,3 erprobte Alternativen zum NEIN-Sagen}

Also lass uns schauen, wie wir etwas Abhilfe schaffen können:

1.       Sei ein Vorbild!

Wenn du nicht unterbrochen werden möchtest, dann musst du dir auch geduldig die Geschichten deines Kindes anhören, die vielleicht etwas holprig und ohne Zusammenhang daherkommen.

Wenn du dich ertappst, dass du dein Kind unterbrochen hast, dann sag: „Verzeihung – ich hab dich unterbrochen, was wolltest du sagen?“

Erwarte dadurch keine schnellen Erfolgserlebnisse – aber vertraue drauf, langfristig ist die Vorbildwirkung das einzig Wirksame! Außerdem finde ich es unfair, von Kindern etwas zu verlangen, das wir selbst nicht tun (gilt übrigens nicht nur fürs Unterbrechen!)

2.       Leg wichtige Telefonate und Treffen auf kinderfreie Zeiten

Vegiss alle Warnungen nach dem Motto „Da lernen sie es ja nie!“

Wir haben vorher schon erörtert, wie schwierig es für Kinder ist, nicht zu unterbrechen – und du weißt auch, wie nervig es sein kann, unterbrochen zu werden.

Deshalb ist es für beide Seiten ein Gewinn, wenn man knifflige Situationen einfach umgeht.

Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Stunde gemütlicher Kaffeetratsch mit einer Freundin, wenn die jeweiligen Kinder grade beim Papa sind, wesentlich ergiebiger im Sinne des gemeinsamen Austausches ist als ein ganzer Nachmittag mit Kindern auf dem Spielplatz.

3.       Aufmerksamkeit „auf Vorrat“ geben

Als Mama ist man oft verleitet, die Zeit zu nutzen, wenn das Kind gerade in Ruhe spielt. Man macht dann schnell was im Haushalt, besonders Mutige versuchen sogar Zeitung zu lesen ;-))

Aber nutze öfter die Gelegenheit, dich in solchen Momenten ruhig zu deinem Kind zu setzen und einfach zu zu schauen. Kein Eingreifen ins Spiel, keine Gerede – einfach da sein!

Dein Kind lernt dabei Wichtiges: „Ich muss nicht immer auf mich aufmerksam machen, damit die Mama zu mir kommt. Sie kommt auch ganz von alleine!“

Du wirst sehen, das ist eine echte Investition in die Zukunft! Wir müssen uns nur etwas holen, von dem wir befürchten, wir würden sonst nicht genug bekommen …

4.       Ankündigen und um Hilfe bitten

Manchmal lässt es sich nicht umgehen, das wichtige Telefonat in Anwesenheit des Kindes. Dann probiere mal die sogenannte präventive Ich-Botschaft mit der du dein Bedürfnis vorab ausdrückst: „Du, ich muss jetzt ein wichtiges Gespräch führen und da brauch ich deine Hilfe. Es wird circa fünf Minuten dauern. Brauchst du vorher noch etwas von mir? Womit möchtest du dich gerne beschäftigen, während ich telefoniere?“

So weiß dein Kind, was auf es zukommt. Es kann mitbestimmen, wie es die Zeit verbringen möchte (vielleicht gibt’s ja eine spezielles „Telefonier“-Spielzeug, das nur dann zum Einsatz kommt?) und es fühlt sich groß, weil es der Mama helfen kann.

Diese Variante kannst du auch bei recht kleinen Kindern verwenden, die vielleicht deine Botschaft noch nicht vollinhaltlich verstehen. Aber sie verstehen sehr gut, dass du sie und ihre Bedürfnisse ernst nimmst.

5.       Eine kleine Geste vereinbaren

Schlag deinem Kind folgendes vor: wenn es etwas von dir möchte, während du mit jemand anderem sprichst, dann soll es statt mit Worten zu unterbrechen einfach seine Hand auf deine legen. Als Zeichen, dass du das bemerkt hast, legst du deine andere Hand jetzt auf seine und wirst dein Gespräch bei der nächsten Gelegenheit selbst unterbrechen und für dein Kind da sein.
Durch deine wortlose Reaktion bekommt es bereits signalisiert, die Mama hat mich bemerkt – und in den Fällen, wo es um deine Aufmerksamkeit geht, mag das vielleicht schon genug sein.

Diesen letzten Tipp hab ich bei  nestling.org gefunden und er hat mir so gut gefallen, weil er wirklich die Bedürfnisse aller wahrt!

Und auch in diesem „Stör“fall kommt das altbekannte Mama-Mantra zum Tragen

„Es ist nur eine Phase!“

Wenn sie mal 14 sind, kannst du ungestört telefonieren ohne Ende. Dann kommen sie nur noch aus dem Zimmer, wenn du das WLAN abdrehst ;-))

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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