Mein Kind raunzt ständig – ich kann das nicht mehr hören!
Kann ich meinem Kind das Raunzen abgewöhnen?
„Ich halte diese Raunzerei von meinem Kind nicht aus! Das macht mich jedes Mal ganz aggressiv, allein dieser Tonfall! Gibt es da nix dagegen?“
Ein Thema aus einer meiner Mama-Runden, das ich gerne auch mal hier im Blog aufgreife. Aber ich glaube, vorher muss noch ein wenig Begriffsklärung für meine nicht-österreichischen Leserinnen her ?
Raunzen steht für:
jammern, quengeln, mäkeln, klagen, lamentieren, wehklagen, beschweren.
Angeblich ein zutiefst österreichisches, vor allem Wiener Phänomen – sehr schön hier erklärt in Österreichisch für Anfänger. Aber vermutlich kennen das auch Mamas in anderen Ländern!
Das wesentliche ist, dass es eigentlich um gar nicht so große Probleme geht wegen der geraunzt wird.
So hat es auch die Mama in der Gruppe beschrieben:
„Er kommt und will eine Banane, aber in einem soooo raunzigen Tonfall (hier bitte sich eine genervte Miene vorstellen!) Die Banane wäre ja auch gar kein Problem, die würde ich ihm geben. Aber allein die Art, wie er das sagt, bringt mich auf die Palme! Kann er das nicht normal sagen????“
Raunzen hat einen gewissen weinerlichen Unterton – in den man leicht Selbstmitleid und Vorwurf hineininterpretiert.
Und ich denke, genau letzteres ist es, was einen als Mama dann so anzipft (= österreichisch für nerven, ist gleich auch ein kleiner Sprachkurs hier ?
Wir hören einen Vorwurf!
Und deshalb heißt es beim Raunzen auch bei uns selber ansetzen: wir können andere nicht ändern, aber uns selber schon. Wir können das Raunzen anders hören.
Das Raunzen anders hören? Wie soll das gehen?
Schulz von Thun sagt in seinem Vier-Seiten-Modell, dass jede Nachricht immer vier Seiten bzw. Bedeutungen hat. Eine Sach-, eine Beziehungs-, eine Selbstoffenbarungs- und eine Appellseite.
Parallel dazu hat jeder von uns die passenden Ohren, durch die er hören kann.
Schauen wir uns das Beispiel mit der Banane an:
„Mama, ich will eine Banane!“
Wie sehen die vier Seiten dieser Botschaft aus?
- Sachseite: Junior will eine Banane
- Selbstoffenbarung: Ich habe einen Wunsch, aber ich komme alleine nicht weiter
- Beziehung: Ich traue dir zu, dass du mein Problem löst!
- Appell: hör auf, was immer du gerade tust und gib mir eine Banane!
Erfahrungsgemäß hören wir Mamas bevorzugt auf dem Appellohr – kein Wunder, dass uns dann diese Aussage massiv nervt. Weil es auch schwer fällt bei dieser Deutung der Botschaft den raunzigen Ton nicht als Vorwurf zu hören.
Wenn es uns gelingt, auf ein anderes Ohr zu wechseln, können wir viel besser mit diesem Ton umgehen. Wir können ihn viel besser als Problem des Kindes wahrnehmen, als Schmerz (die Banane liegt so hoch oben, dass ich selber noch nicht hinkomme!) bei dem das Kind Begleitung und Trost braucht und nicht als Vorwurf, dass mit uns selbst etwas falsch ist.
So ein Ohren-Wechsel funktioniert nicht von heute auf morgen, das braucht etwas Übung und Selbstreflexion. Denn spannenderweise halten wir den Raunzton ja in manchen Situationen gut aus und in anderen gar nicht!
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Als Hilfe kannst du ein Raunz-Protokoll führen - notiere dir bei jeder Raunzgelegenheit folgende Punkte:
Raunz – Protokoll
- Ärger
- Frust
- Überforderung
- Hilflosigkeit
- Angst
- Etwas anderes:
Vielleicht raunzt dein Kind ja am häufigsten, wenn es hungrig ist? (da fällt mir jetzt die aktuelle Werbung eines Schokoriegels dazu ein ?
Oder es nervt dich am meisten, wenn du gerade im Stress bist?
So kannst du Muster herausfinden und dann die Ursache angehen – das Raunzen selbst ist ja nur ein Symptom!
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