Warum sollten Kinder im Haushalt helfen?
Ganz einfach, weil Kinder dabei lernen, wie das Leben funktioniert!
Ich muss zugeben, dass ich für diese Erkenntnis selbst einige Zeit gebraucht habe. Bei meinem ersten Kind war ich so verkopft, dass ich nur während das Mittagsschlafes oder spät nächtens gebügelt habe, um bloß ja keine Qualitätszeit zu verschwenden, die man ja viel besser mit pädagogisch wertvollem Spiel verbringen kann …
Bis mir irgendwann mal klar wurde, dass ich damit ja ein „bügelfreies“ Leben vorgaukle, das es so nicht gibt!
Es gibt in einem Haushalt eben Dinge, die erledigt (oder je nach Haushaltskassa auch delegiert) werden müssen.
Einen Zweijährigen kannst du ja ohnehin nicht daran hindern, dass er dir hilft – zugegeben, die Hilfe ist nicht immer ganz zielgerichtet und spart dir meist auch keine Zeit. Aber daran sieht man, dass der Mensch ganz ursprünglich als kooperatives Wesen angelegt ist.
So einem kleinen Menschen macht es Spaß zusammen zu arbeiten, es stärkt sein Gefühl dazu zu gehören und etwas beizutragen. Die Freude am Helfen im Haushalt nimmt mit zunehmenden Alter ab und muss spätestens in der Pubertät mit der Lupe gesucht werden.
Aber – mal ehrlich – macht der Haushalt dir als Mama immer Spaß? Also mir nicht!
Wir können aber schauen, wie können wir es uns angenehmer machen. Da steht bestimmt an erster Stelle, nicht alleine zu werkeln. Wir können uns dazu auch Musik machen und die Aufgaben so aufteilen, dass jeder das macht, was für ihn nicht das Allerschlimmste ist.
Auch das ist schon eine wichtige Lernerfahrung: wie kann ich mir etwas nicht so Tolles angenehmer machen!
Wichtig: Kinder nicht für die Mithilfe im Haushalt bezahlen!
Taschengeld ist etwas völlig unabhängig Vereinbartes und hat nichts mit erbrachten (oder eben nicht erbrachten) Leistungen zu tun.
Der „Lohn“ für die Mithilfe im Haushalt ist viel mehr
1. Das gute Gefühl gemeinsam etwas erledigt zu haben
das stärkt das Selbstwertgefühl und macht die Selbstwirksamkeit fühlbar, wenn man mithelfen kann.
2, Schneller mit der Hausarbeit fertig zu sein und dadurch Zeit für eine schöne gemeinsame Aktivität zu haben
Spüre mal hinein in den Unterschied der folgenden beiden Aussagen:
„Wenn du mir brav hilfst, bekommst du nachher ein Eis!“
„Wenn wir zusammenhelfen, geht die Hausarbeit schneller und dann haben wir nachher noch Zeit und können auf ein Eis gehen!“
Variante 1 ist eine Belohnung für Wohlverhalten und die Mama bestimmt, was „brav helfen“ bedeutet oder auch nicht.
Variante 2 ist im Prinzip von der Abfolge der Tätigkeit genau dasselbe, aber hier wird ein logischer Zusammenhang hergestellt. Macht die Mama die Hausarbeit alleine, braucht sie dafür länger. Machen wirs gemeinsam, geht es schneller. Der Fokus liegt auf dem gemeinsamen Tun.
3. Ein Ergebnis seiner Arbeit zu sehen
Die Wäschetonne ist leer, der Tisch abgeräumt, die Küche sauber, …
Ok – ich gebe zu, da muss man immer recht schnell schauen und die Sache genießen, meist hält das saubere „Ergebnis“ nur wenige Minuten bis Stunden ;-))
Du hast noch Bedenken, weil …
„Kinder sollen doch Kinder sein und nicht arbeiten müssen!“
Natürlich müssen die Aufgaben altersadäquat und kindgerecht sein – das soll bitte schon klar sein!
Aber Dinge wie Tisch decken, das eigene Teller nach dem Essen abzuräumen oder die Jausenbox nach dem Kindergarten in die Küche zu bringen, sind schon recht bald möglich.
Außerdem fördert gemeinsames Tun auch die Kommunikation.
Wenn du einseitige Gespräche wie diese kennst:
„Wie war’s im Kindergarten?“
„Schön!“
„Was hast du gemacht?“
„Gespielt“
„Was hast du gegessen?“
„Weiß nicht“
wirst du überrascht sein, wie redselig dasselbe Kind vielleicht sein kann, wenn ihr gemeinsam Obstsalat für die Nachmittagsjause zubereitet.
Wusstest du übrigens, dass Kinder in Deutschland sogar gesetzlich zur Mithilfe verpflichtet sind. Hier findest du ein paar Ideen, wie du schon Kleinkinder im Haushalt einbinden kannst.
„Es ist so mühsam, die Kinder zu motivieren!“
Ja, in der Tat – das ist es oft!
Probier mal die folgenden Ideen aus, die ich im Lauf der Jahre mit verschiedensten Mama-Gruppen erarbeitet habe. Natürlich geht nicht alles in jedem Alter – überlege, was für dich und dein Kind gerade am besten passen könnte:
Versuch 1: Aufgaben auswählen lassen
Tja, und die Alternative „gar nichts machen“ schließt du mit der obigen Frage gleich mal elegant aus.
Versuch 2: Einen Zeitraum zum Erledigen der Aufgabe vereinbaren
Versuch 3: Ein Ordnungssystem schaffen
Versuch 4: Regelmäßig ausmisten
Nimm dir gemeinsam mit deinem Kind ab und an mal ein Kastl vor und schau durch. Was brauchen wir noch? Was können wir verkaufen oder weiterschenken? Wie ordnen wir das, was wir uns behalten? Weniger Menge lässt sich leichter in Ordnung halten …
Versuch 5: Das Kind an seine Aufgaben erinnern
Viele Kinder erledigen ihre Aufgaben ja an sich nicht so ungern, aber sie denken einfach wirklich nicht dran. Abhilfe kann dabei ein Haushaltsplan für die Familie schaffen, in dem festgelegt wird, wer wann was macht. Und dann können wir täglich unsere Checkliste anschauen, was hat die Mama heute zu tun, was das Kind. Oder frag dein Kind, ob und wie es an seine Aufgaben erinnert werden möchte!
Versuch 6: Probiere es spielerisch
Meine liebe Kollegin Petra Straßmeir hat im E-Book „Die 15 besten Aufräumspiele“* gesammelt und erklärt im E-Book „Fröhlich mit Kind den Haushalt erledigen“*, wie du aus dem Aufräumen Qualitätszeit machen kannst.
Bei uns ging das Sortieren von Socken nach dem Waschen immer gleich viel schneller und müheloser, wenn ich ein Kind zum Socken-Sheriff (natürlich inklusive Sheriff-Stern!) ernannt habe.
{loadmodule mod_blank250,7 typische Eltern-Fallen beim Grenzen setzen}
„Das Kind macht das ja doch nicht so, wie ich es haben möchte!“
Mit anderen Worten: das Ergebnis der kindlichen Mithilfe entspricht nicht den elterlichen Anforderungen!
Das ist bei vielen Dingen sogar sehr wahrscheinlich. Aber warum sollte das auch so sein? Erstens hast du bei vielem mehrere Jahre lang Übung voraus und kannst die Tätigkeit einfach deshalb besser.
Zweitens gibt es einfach unterschiedliche Wahrnehmungen in Sachen Sauberkeit. Der eine kann keinen Fingerabdruck am Fenster sehen, ohne den Putzfetzen zu holen, dem anderen reicht es, Tag und Nacht durchs Fenster unterscheiden zu können …
Deshalb gib deinem Kind Zeit und Gelegenheit zu üben und dich selbst mal mit einem nicht so tollen Ergebnis zufrieden (wenn du es gar nicht aushältst, putz halt heimlich nach!).
Machst du das nämlich nicht, gerätst du ganz leicht in einen Teufelskreis und mutierst zum MILS-Typ (= „Mach-ichs-lieber-selber-Typ“). Deine Umwelt wird darauf reagieren und dich selber machen lassen, und irgendwann fragst du dich, warum eigentlich alles an dir hängen bleibt …
Wie geht es dir mit diesem Thema? Welche Aufgaben überträgst du an deine Kinder? Sind sie mit Freude dabei oder herrscht eher die Null-Bock-auf-Haushalt-Stimmung?
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