Kleinkinder und erholsamer Elternschlaf – oft keine gute Kombination

Schlafen (oder vielmehr die Abwesenheit vom Schlaf!) ist so ein Dauerthema, das viele Eltern durch die ersten Lebensjahre begleitet. In den vielen Jahren, in denen ich in Mama-Baby-Gruppen beratend zur Seite stand, sind die folgenden Fragen rund ums Schlafen von Kleinkindern am öftesten gestellt worden.
Hilfreiches zum Schlafen, wenn du noch ein Baby hast, findest du in 13 magische Geheimnisse friedlich schlafender Babys

Warum wachen Kinder auch jenseits des Babyalters in der Nacht (noch immer) mehrmals auf?  

Unser Schlaf verläuft pro Nacht in mehreren Zyklen, die sich wiederum in unterschiedliche Phasen teilen – manchmal schlafen wir so tief, dass uns nichts wecken kann, in der Traumphase werden die Geschehnisse des Tages verarbeitet und dann kommt immer wieder mal eine Phase, in der wir fast munter werden. Jetzt wird unbewusst gecheckt, ob alles noch so ist, wie zu der Zeit, als wir eingeschlafen sind.

Das ist nichts anderes als ein Security-Check, es könnte ja sein, dass inzwischen ein Säbelzahntiger in die Höhle gekommen oder das Lagerfeuer außer Kontrolle geraten ist. Bemerkt unser Hirn eine Veränderung sind wir in der Sekunde putzmunter.

Beim Erwachsenen dauert der Ablauf eines Schlafzyklus rund zwei Stunden, beim Neugeborenen nur knapp eine halbe Stunde. Für Eltern heißt dies, das Baby „checkt“ mindestens doppelt so oft die Lage und somit vervielfacht sich die „Gefahr“ des nächtlichen Aufwachens. Auch Kleinkinder haben noch wesentlich kürzere Schlafzyklen als Erwachsenen.

Warum wandern Kinder nachts ins Elternbett?

Ganz einfach – weil sie Gesellschaftsschläfer sind!

In den vielen Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte wäre es dem Überleben des Kindes nicht zuträglich gewesen ohne die sichere Anwesenheit eines Erwachsenen zu schlafen. Dieses Wissen steckt einfach in unseren Kindern noch tief drin, auch wenn die Säbelzahntiger und Hyänen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in den europäischen Kinderzimmern auftauchen.

Nicht umsonst handeln viele der Alpträume von Vorschulkindern von Drachen, Monstern und sonstigem Ungetier – das magische Alter ist jetzt in Hochform.

Schreckt das Kind aus dem Alptraum hoch, ist akut nichts anderes als Trösten angesagt (keine Erklärungen oder gar Logik!). Zur Verarbeitung der Alpträume – vor allem, wenn es immer das gleiche Monster oder die gleiche Hexe ist, die auftaucht – könnte der Traum gemalt werden.

Oder du besprichst mit deinem Kind, wie es sich vor dem Monster schützen könnte – Kinder haben sicher bessere Ideen als wir Erwachsene, Eltern sind als Monstervertreiber nur bedingt kompetent. Kann es vielleicht mit Zuckerln aus dem Kinderzimmer gelockt werden? In einer Falle gefangen? Oder gibt es ein Stofftier, das zuverlässig gegen Monster beschützt?

Was tun, wenn die Eltern keine Mitschläfer haben wollen?

Zuerst mal überlegen, warum wollen wir Eltern das nicht? Erst wenn der Grund klar ist, können sinnvolle Lösungen gefunden werden, die den Bedürfnissen aller entsprechen.

Weil alle anderen Kinder in diesem Alter schon wunderbar selbstständig alleine schlafen (mindestens 10 Stunden am Stück!) und du fürchtest ein wichtiges Erziehungsziel nicht erreicht zu haben? Aus meiner Sicht ist alleine einschlafen und durchschlafen kein so großer Meilenstein auf dem Weg in die Selbstständigkeit wie manchmal gern verbreitet wird.

Das Ziel sollte sein, dass alle Beteiligten in der Früh weitgehend ausgeschlafen sind.

Wird dieses Ziel mit einer gemeinsamen Schlaflösung erreicht, ist das vollkommen ok (ach ja, und glaub nicht allen Erzählungen anderer Eltern …)

Anders sieht es aus, wenn du einen kleinen Schläfer mit „Krakengen“ hast, der in der Mitte wild um sich schläft, so dass du kein Auge zu machen kanst. In dem Fall könnte eine Gästematratze am Boden helfen, auf der das Kind den Rest der Nacht verbringt.

Oder geht es darum, dass du einfach wieder mal deine Privatsphäre mit deinem Partner haben möchtest? Das ist auch absolut ok. Du könntest mit einem etwas älterem Kind dann zum Beispiel ein Ritual einführen, dass es an einem bestimmten Tag der Woche immer bei den Eltern schlafen darf. Das ist einfacher als das Schlafen bei Mama und Papa völlig zu verbieten (was es ja auch erst wieder recht interessant macht!)

Gibt es eine optimale „Schlafengehzeit“ für Kleinkinder?

„Was – dein Kind ist um 21 Uhr noch auf?“ Entsetzter Blick der anderen Mama in der Spielgruppe …

Solange du und dein Kind die Freiheit habt, am nächsten Morgen ausschlafen zu können, gibt es keine festgeschriebene Bettgeh-Zeit. Wenn die ganze Familie erst spät ins Bett geht und dafür aber morgens lange schläft, ist das auch wunderbar. Hauptsache, das Kind bekommt ausreichend Schlaf (und die Eltern auch!)

Anders sieht es aus, wenn du am Morgen pünktlich im Kindergarten erscheinen musst. Den individuellen Schlafbedarf deines Kindes kannst du mithilfe eines Schlafprotokolls herausfinden. Dann gilt es von der Aufsteh-Zeit zurückzurechnen, wann abends Zeit fürs Bett ist.

Gibt es so etwas wie gute Schlafgewohnheiten (oder gute Tipps)?

Es gibt definitiv nichts, was bei jedem Kind funktioniert – wir Menschen sind einfach nicht so simpel gestrickt, dass bei Input A automatisch Output B erfolgt.

Ein paar Dinge haben sich jedoch bei vielen bewährt, probier aus, ob es auch für eure Situation passt.

  • Das Kuscheltier – ein geliebter Begleiter ins Träumeland
  • Das Bett als Ruhezone – ich halte wenig von diesen Betten mit integrierter Rutsche, auf denen tagsüber wild getobt und abends geschlafen werden soll (außer du hast einen vollkommen unproblematischen Schläfer als Kind …)
  • Ein gut gelüftetes, relativ kühles Zimmer
  • Nachtlicht – sollte sich aber nach einiger Zeit ausschalten und nicht die ganze Nacht brennen
  • Ein beruhigender Duft – Lavendel zum Beispiel wirkt auf viele einschläfernd
  • Den Tag nachbesprechen – was ist heute alles passiert, was haben wir morgen vor? Hilft beim „Runterkommen“ und Abschied nehmen vom Tag

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Exkurs: Ein zweites Baby kommt …

Spätestens wenn ein Geschwisterkind unterwegs ist, denken die meistens Eltern ans Aussiedeln des großen Kindes.

Ich empfehle, das nicht in zeitlicher Nähe zum geplanten Geburtstermin zu machen. Ein Geschwisterchen zu bekommen ist ohnehin eine große Herausforderung im Leben des Kleinkindes, da wäre der Umzug ins eigene Zimmer zu viel. Drei bis vier Monate vor der Geburt ist ein guter Zeitpunkt – und dann muss natürlich auch das „Marketing“ stimmen!

„Du musst jetzt in einem eigenen Zimmer schlafen, weil im Schlafzimmer dann Dein Bruder schläft“ ist wesentlich weniger attraktiv als „Du bekommst jetzt ein eigenes großes Bett, weil Du eine große Schwester sein wirst!“. Ein Kleinkind muss nicht ewig im Gitterbett liegen, es gibt Kinderbetten, die nicht sehr hoch sind und eine Matratze davor schützt gut beim eventuellen Herausfallen.

Das gibt dem Kind dann auch die Freiheit im Fall des Aufwachens ins Elternschlafzimmer marschieren zu können, wenn es munter wird und nicht aufs Warten angewiesen zu sein, bis jemand kommt. Ist das Geschwisterkind dann geboren und das große Kind will auch wieder ins Elternbett, was jetzt?

Lass es ein paar Nächte zu – entgegen der landläufigen Meinung, dass, was man dem Kind einmal erlaubt, fordert es immer wieder, vergeht ein Bedürfnis recht schnell, wenn es gestillt wird. Das Kind weiß jetzt, es könnte kommen, wenn es wollte und sieht meist recht schnell ein, dass es sich alleine bequemer schläft.

Werden Geschwisterkinder älter und du hast Platz für zwei Kinderzimmer, richte doch ein Spiel- und ein Schlafzimmer ein. So haben die Kids ein turbulentes und ein ruhiges Zimmer und aus Kindersicht ist es nicht so ungerecht, dass Eltern gemeinsam schlafen dürfen und es selber alleine.

Womit hast du gute Erfahrungen gemacht, was den Schlaf deiner Kinder betrifft? Verrate uns doch deine Wege zum erholsamen Elternschlaf in den Kommentaren.

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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