Müssen Wünsche wirklich in Bestzeit erfüllt werden?

Du bist mit deinen Kindern beim Einkaufen unterwegs und plötzlich hörst Du:

 „Mama, schau – das will ich!“

Dieses „das“ ist jetzt wahlweise das fünfte Spiel für den Nintendo, die siebte Barbie oder das 25. Kuscheltier!

Viele Überlegungen schießen auf einmal durch Deinen Kopf:

  • Ist das jetzt wirklich nötig? Andererseits riskiere ich hier gleich einen Auftritt, wenn ich den Wunsch verweigere und das kann ich momentan auch nicht brauchen!
  • Natürlich mache ich mein Kind gerne glücklich und das gewünschte Teil ist ja schließlich nicht unleistbar? Aber – liegt es dann nicht doch wieder zu Hause in einer Ecke und keiner spielt damit?
  • Mache ich was falsch, wenn ich den Wunsch gleich erfülle? Verwöhnen will ich es schließlich auch nicht? Was also tun?

Was heißt verwöhnen – muss ich wirklich alle Wünsche in Bestzeit erfüllen?

Das Wichtigste vorab: hier geht es um Kinder jenseits des Babyalters!

Babys im ersten Lebensjahr kann man NICHT verwöhnen, warum das so ist, kannst Du im Artikel Vorsicht – du verwöhnst dein Baby! nachlesen.
Meiner Meinung nach kann man auch ältere Kinder nicht mit zu viel Liebe verwöhnen.

Nimm Dir ausreichend Zeit, um mit deinem Kind zusammen zu sein, Dinge zu erleben, ihm den Rücken zu stärken – so baust Du eine gute Basis für sein späteres Leben.

Aber im Kleinkindalter heißt es auch schön langsam mal Wartezeiten aushalten zu lernen. Im Lehrbuch heißt das sehr schön Frustrationstoleranz erwerben 😉

Ganz ehrlich, es gibt schönere Dinge, die man lernen kann, also bitte viel Verständnis, das das für dein Kind nicht einfach ist und vielleicht auch den einen oder anderen Wutanfall hervorruft oder es einmal Tränen gibt!

Verwöhnen geht vor allem materiell oder auch in Form von Überbehütung, wenn dem Kind alle Steine aus dem Weg geräumt werden und ihm gar nichts zugetraut wird. Heute möchte ich mich aber vor allem mit dem materiellen Aspekt beschäftigen.

Und ja es ist definitiv Verwöhnen, wenn wir Kinder maßlos mit Geschenken, Süßigkeiten und Spielzeug überhäufen und das möglichst sofort!

Was genau ist der Unterschied zwischen einem Wunsch und einem Bedürfnis?

Wenn alles immer sofort da ist, lernen wir nämlich nicht zu unterscheiden, was brauche ich tatsächlich jetzt und was ist nur eine augenblickliche Laune.

Ein Bedürfnis ist etwas Universelles wie Essen, Trinken, Spaß haben –
Wünsche sind dagegen eher spezielle Strategien, wie ich meine Bedürfnisse befriedige.
Das heißt, es ist absolut legitim Spaß haben zu wollen, es muss aber nicht unbedingt durch Fernsehen oder Computer spielen befriedigt werden.

Das heißt, es ist für Eltern immer gut zu schauen, welches Bedürfnis steckt hinter diesem Wunsch. Wenn Du das herausgefunden hast, ist es leichter dem Kind dann Alternativen anzubieten, wie es sein Bedürfnis noch erfüllen könnte.

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Was tun bei größeren materiellen Wünschen?

Je älter die Kids werden, umso teurer werden die Wünsche schon mal.

Hilfreich kann hier ein „Wünscheplakat“ sein. Also zum Beispiel das Bild des gewünschten Spielzeugs aus dem Prospekt ausschneiden und auf das Plakat kleben, das gut sichtbar im Kinderzimmer hängt. Auf dem Plakat werden natürlich alle Wünsche aufgeklebt und/oder gezeichnet.

So hat das Kind seine Wünsche vor Augen und kann entscheiden (lernen), was davon ist mir jetzt am wichtigsten, was ist eigentlich mein größter Wunsch. Und was kann ich dazu beitragen, um diesen Wunsch zu erfüllen? Kann ich mir das vielleicht zum Geburtstag nächstes Monat wünschen? Vielleicht die fünf Euro, die ich von der Oma bekommen habe, dazu beitragen?

Was lernt das Kind mit diesem Wünscheplakat?

  • Ziele setzen
  • Prioritäten festlegen
  • Ziele setzen und erreichen
  • Entscheidungen treffen (und dazu stehen)
  • Vorfreude spüren

Fazit:

Ab und zu verwöhnen tut allen gut – es wäre unmenschlich und verkopft, sich ständig an Regeln ohne Ausnahmen zu halten. Wer genießt es nicht, gelegentlich verwöhnt zu werden!

Aber es ist auch vollkommen ok und sinnvoll, wenn Du dein Kind ansonsten altersgemäß forderst. Es einmal aushalten lässt, dass es vielleicht etwas langweilig ist. Es kleine Pflichten innerhalb der Familie übernehmen lässt.

Jesper Juul hat die Antwort auf die Frage nach dem Verwöhnen sehr schön zusammengefasst: „Wenn ein Kind ein Eis möchte, dann möchte es Eis und Aufmerksamkeit. Auf das Eis kann gegebenenfalls verzichtet werden!“

Mich interessiert natürlich auch, wie Du das siehst – und ich freue mich auf Deine Kommentare

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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