Wenn Kinder nach dem Tod fragen

Kinder fragen manchmal aus dem Nichts – vielleicht haben sie irgendwo etwas aufgeschnappt, das sie nicht verstehen, vielleicht ist das Haustier des besten Freundes gestorben. Als Mama ist man dann oft etwas hilflos

Im Interview beantwortet Ilse Fragen wie

  • Wie reagiere ich am besten, wenn mein Kind nach dem Tod fragt?
  • Wie kann ich meinem Kind die Endgültigkeit des Todes verständlich machen?
  • Was, wenn das Kind wissen will „Mama, wann stirbst du?“

Ilse M. Lechner im Interview: Wenn Kinder nach dem Tod fragen

Ilse Maria Lechner unterstützt Familien dabei, den Alltag gelassen zu gestalten. Ihr liebevoller Blick gilt dabei den Müttern, die viele verschiedene Aufgaben managen. Durch ihre Erfahrung als Lebens- und Sozialberaterin, Montessori-Pädagogin und Kinesiologin hat sie viele Anregungen parat, wie sich diese Last auf alle aufteilen lässt, sodass am Schluss alle davon profitieren.

Wenn du auf das Bild klickst, wirst du zu Youtube weitergeleitet und kannst das Interview als Video sehen.

Wenn Kinder nach dem Tod fragen
Vera: Herzlich willkommen zum Video mit dem etwas schweren Thema „Mit Kindern über den Tod sprechen“ – als Expertin darf ich Ilse Maria Lechner von www.entfaltungsparadies.at begrüßen. Ilse, du beschäftigst dich ja sehr mit diesem Thema und bietest sogar einen eigenen Workshop dazu an – bitte stell dich doch gleich einmal vor.

Ilse: Hallo, danke dass ich da sein darf und das Thema, über das sich ja kaum jemand zu reden traut, präsentieren darf. Ich bin Lebens- und Sozialberaterin und unterstütze Mütter einen ausgeglichenen und gelassenen Familienalltag zu leben. Und da gibt es nun mal Situationen, die sehr herausfordernd sind, dazu gehört der Umgang mit Tod und Trauer.

Ich hab vor einem halben Jahr einen Blogartikel dazu gepostet, der viel Resonanz erfahren hat.

Vera: Ich hab vorab Mütter gefragt, was sie denn speziell für Fragen dazu hätten und da gab es einige, die abseits von akuten Trauerfällen waren. Wenn Kinder im Fernsehen oder bei Erwachsenengespräche Dinge aufschnappen, die sie dann genauer erklärt haben wollen. Oder zum Beispiel beim Besuch am Familiengrab wissen wollen, was genau denn da unten in der Erde jetzt passiert?

Ilse: Erstens ist es wichtig, das eigene Kind einzuschätzen. Mit sechs nähern sich Kinder einerseits schon sehr pragmatisch und fragen „Wer wird mir jetzt Geschichten vorlesen, wenn der Opa tot ist?“ Andererseits haben sie oft noch einen sehr „magischen“ Bezug und denken sie hätten einen Unglücksfall sogar selber verursacht. Prinzipiell bin ich dafür sehr ehrlich und auch sachlich zu sein, die Fragen kurz und prägnant zu beantworten.

Mit verbrämten Aussagen wie „sanft entschlafen“ oder „von uns gegangen“ können sogar Ängste ausgelöst werden, weil Kinder das absolut wörtlich nehmen und dann vielleicht Angst haben, ins Bett zu gehen und nicht wieder munter zu werden. Ein Kind hatte auch Angst bei der Erklärung „in den Himmel kommen“, weil es meinte, das wird ja dann zu schwer, wenn viele dort sind, und der Himmel fällt dann runter.

Eine gute Möglichkeit ist bei Körperfunktionen anzusetzen wie „Das Herz hat aufgehört zu schlagen“, denn das kann das Kind ja bei sich selbst gut nachprüfen. Mein Herz klopft, also alles in Ordnung! Das von der Mama schlägt auch noch – super.

Jüngere Kinder können diese zeitlich Abfolge noch nicht einschätzen und damit auch noch nicht die Endgültigkeit des Todes. Wir können den Kindern auch vermitteln, dass der Tod einfach eine Tatsache ist, die zum Leben dazugehört – Pflanzen gehen ein, Haustiere sterben. Das ist der Kreislauf des Lebens und das gehört dazu. Das können Kinder meist sehr gut annehmen.

Vera: eine andere Frage war, was sage ich wenn das Kind mich direkt fragt: „Mama, wann wirst du gestorben sein?“

Ilse: Da kann ich nur ganz ehrlich drauf antworten „ich weiß es nicht!“, weil wir es wirklich nicht wissen. Aber wir können dem Kind versichern, dass wir ganz, ganz lange für es da sein möchten und auch gut auf uns schauen, damit uns das möglich ist. Aber wir haben diese Dinge nicht in unserer Hand, aber ich möchte so lang bei dir sein wie du mich brauchst, ich werde alles dafür tun

Vera: Kinder verstehen die Endgültigkeit noch nicht, hast du erwähnt. Ab wann in etwa verstehen sie das bzw. kann ich ihnen helfen?

Ilse: Ja, ich kann ihnen Endgültigkeit auf metaphorische Weise verständlich machen zum Beispiel an Hand vom Spielzeug ausmisten. Wenn ich es weggebe, ist es nicht mehr da und kommt auch nicht wieder! Selbst wenn ich neues Spielzeug nachkaufe, ist es nicht mehr dasselbe.

Manche Kinder verstehen das schon mit fünf, andere noch nicht.

Das wichtigste ist es dem Kind zu zu hören, auf es ein zu lassen. Was möchte das Kind jetzt von mir wissen? Hat es Angst und wenn ja, wovor hat es Angst?

Vera: Also auch mal rückfragen, welche Vorstellung das Kind hat? Oft hat man ja keine vorformulierte Antwort parat, weil einen die Fragen unvorbereitet treffen.

Ilse: Aus einem Montessori-Kinderhaus kenne ich die Geschichte, die ich auch in einem Blogartikel erzähle. Im Aquarium schwamm plötzlich ein Fisch nach oben und wurde von den Kindern entdeckt, die Pädagoginnen entschieden sich zurück zu halten und die Kinder mal machen zu lassen. Nach einiger Diskussion beschlossen die Kinder den Fisch via Toilette ins Wasser zurückzubringen und habe in einer Art Prozession dahin begleitet.

Vera: Das heißt, wir können den Kindern auch durchaus etwas zutrauen, dass sie selbst über Strategien verfügen?

Ilse: ja, aber natürlich im Hintergrund bereitstehen und bei Bedarf zur Verfügung stehen. Diese Geschichte zeigt uns aber wie lösungsorientiert und pragmatisch Kinder damit umgehen können, obwohl sie natürlich selbst sehr traurig über den Tod des Fisches waren.

Vera: Das Schwierige an solchen Situationen ist aber auch, wenn man selbst von der Trauer betroffen ist, wenn ein Familienmitglied verstorben ist. Darf ich dich da vielleicht noch zu einem weiteren Interview einladen, wo wir das vertiefen, während wir heute beim allgemeinen Umgang mit Fragen zum Tod geblieben sind.

Liebe Ilse, du wirst deinen Workshop „Kindertrauer“ ja wieder anbieten – gibt es dazu schon Termine bzw. kann man sich da schon anmelden?

Ilse: Der nächste Online-Workshop "Kindertrauer"* findet am 9. Februar 2019 statt, auf meiner Website kannst du schon die Inhalte nachlesen.

Vera: Dann sage ich vielen Dank für das Interview!

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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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