Was die Wohnung kindersicher machen mit Erziehung zu tun hat
Bestimmt kennst du die Listen mit Tipps wie du deine Wohnung kindersicher machen kannst. Und auch die Industrie ist fleißig, dabei immer neue Ideen an Kindersicherheitsartikeln auf den Markt zu bringen,
Wenn du mal durch die entsprechende Abteilung beim großen Schweden gehst, hast du den Eindruck du müsstest am besten deine Wohnung ganz in Watte und Sicherheitssperren packen.
Was aber soll eine kindersichere Wohnung bei der Erziehung helfen?
Natürlich ist es sehr sinnvoll, dein Kind vor Gefahren zu schützen. Schließlich passieren die meisten Unfälle von Babys und Kleinkindern zu Hause!
Deine Wohnung aus Kindersicht: Aus dem Baby wird ein Kleinkind - es lernt krabbeln, sich an Gegenständen hochziehen und dann später frei durch die Wohnung marschieren. Es ist auf einer Entdeckungsreise – alles ist interessant.
Auf die Idee, dass hier irgendetwas gefährlich sein oder kaputtgehen könnte, kommt ein Kleinkind nicht!
Wenn also ein Eineinhalbijähriger eine wertvolle Vase in die Hände bekommt und sie dann vielleicht fallen lässt, ist nicht er daran schuld, weil er so ein schlimmes Kind ist. Sondern die Erwachsenen, die die Gefahr nicht vorhergesehen haben und die Vase nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.
Eine gute Checkliste an Kindersicherheitstipps findest du hier – was davon genau bei dir zu Hause wirklich notwendig und sinnvoll ist, kann ich dir so pauschal nicht sagen. Am besten begibst du dich mal auf die Knie und durchquerst deine Wohnung krabbelnd, dann fallen dir die potentiellen Gefahren verlässlich ins Auge!
Alles Zerbrechliche und Wertvolle, das nicht in Kinderhände gelangen soll, wandert erst mal in die höheren Etagen der Regale (mit etwa zweieinhalb Jahren entdecken dann die meisten Kinder, dass man Sessel hinschieben und raufklettern kann – dann müssen neue Ideen her! Aber dann ist die Entwicklungsphase ja auch schon eine andere :-)
Alles potentiell Giftige wie Medikamente, Pflanzen und Putzmittel kommt hinter verschlossene Türen oder – noch besser – wird entsorgt. Eine gute Gelegenheit um auf umweltfreundliche Putzmittel umzusteigen und der Weihnachtsstern muss leider ein paar Jahre warten, bis er wieder in die Wohnung darf.
Aber du wirst merken: In jeder Wohnung gibt es das eine oder andere, das sich nicht sichern lässt!
Und diese eine Gefahrenzone kannst bzw. musst du deinem Kind langsam, aber sicher begreiflich machen – selbstverständlich unter erhöhter elterlicher Aufmerksamkeit!
Im Kleinkindalter können Kinder ein, maximal zwei „NEIN“-Zonen in der Wohnung akzeptieren.
Bei uns war das zum Beispiel die Küche: da gibt es ja diese tollen Absperrgitter, aber wir haben eine offene Wohnküche und selbst, wenn wir gewollt hätten, wäre es baulich nicht möglich gewesen, ein Gitter zu montieren und die Kinder damit aus der Küche auszusperren …
Kinder kennen die Gefahren noch nicht - also bring ihnen einen guten Umgang damit bei!
„Messer, Gabel, Schere, Licht – sind für kleine Kinder nichts?“
Hast du das früher auch mal gehört? Ich schon – ich habs aber immer blöd gefunden und abgeschreckt hat es mich auch nicht …
Angst vor Höhe, Hitze oder spitzen Gegenständen ist den Kindern fremd, sie lernen sie erst durch Erfahrung. Nicht dadurch, dass wir sie vor der Gefahr warnen!
Sondern indem wir ihnen Vorbild und Lehrmeister sind, vorsichtig mit möglichen Gefahren umzugehen.
Um deinem Kind zu zeigen, was heiß bedeutet, kannst du es etwas fühlen lassen, das deutlich unangenehm warm, aber nicht so heiß ist, dass es Brandwunden verursacht. Das wird auch je nach Alter, Interesse und Vorhandensein von heißen Gefahrenquellen etwas Anderes sein.
Kerzen haben auf Kinder eine ungeheure Anziehungskraft. Einmal unter Aufsicht sich intensiv mit einem Teelicht beschäftigt, vorsichtig mit dem Finger nahe an die Flamme gegangen – das kann (nicht muss!!!) das zukünftige Interesse stark mindern, schließlich kennt man‘s ja schon.
Nicht absicherbare Treppen in der Wohnung? Dann heißt das Mantra „Füsse zuerst!“
Genauso, wenn es von der Couch nach unten geht – auf den Bauch legen und mit den Füssen zuerst langsam hinuntergleiten.
Bestimmt fallen dir noch viele Beispiele ein, wie du deine Wohnung kindersicher gemacht hast oder dein Kind vorsichtig an mögliche Gefahrenquellen herangeführt hast – ich freue mich auf deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Was genau hat „die-Wohnung-kindersicher-machen“ aber jetzt mit selbstwertstärkender Erziehung zu tun?
Stell dir vor, du sitzt auf der Couch in einem Wohnzimmer mit einer weißen Couch, die teuren Weingläser sind hübsch dekoriert auf dem kniehohen Wandregal, das leicht wackelig ist. Die Kabel der Fernseh- und Computerausstattung liegen frei entlang der Sesselleisten zwischen Steckdosen, Wandverbau und Schreibtisch. Vor letzterem steht ein Sessel mit Rollen.
In diesem Zimmer macht sich nun dein Kleinkind auf den Weg seine Welt zu entdecken - wie entspannt wirst du sein? Wie gelassen dein Kind bei seiner Entdeckungsreise beobachten?
Vor dem inneren Auge erfahrener Eltern entstehen jetzt sofort Bilder wie
- Die beschmierte Couch
- Zerbrochene Weingläser und potentielle Schnittwunden
- Das umgefallene Regal
- Der eingezwickte Finger unter der Schreibtischsesselrolle
- …
Angesichts all dieser inneren Bilder und äußerer Gefahren wirst du hinter angespannt hinter deinem Kleinkind her sein und ihm ständig sagen, dass es da jetzt nicht dran darf. Eine unglaubliche Menge an NEIN’s, die du da von dir gibst.
Die du dir bei entsprechender Umweltgestaltung aber auch sparen könntest!
Zu viele NEIN’s beim Erforschen seiner (in dem Alter noch recht kleinen) Welt pflanzen im Kind auch das Gefühl „Diese Welt muss ja ein unglaublich gefährlicher Ort sein!“ und im schlimmsten Fall blockiert das seine Neugier und Entdeckungsfreude. Es fühlt sich schwach und resigniert – und ich denke, das ist genau das, was wir alle vermeiden möchten.
Ja, gut – aber wie sieht das denn aus, wenn wir rausgehen?
Das ist in der Tat ungleich schwieriger, vor allem, wenn es darum geht, Räume in der Öffentlichkeit zu verändern. Das geht am ehesten mit Engagement in der Nachbarschaft oder auf kommunaler Ebene.
Aber - du kannst noch immer entscheiden, wo und wann du hingehst. Bei manchem kannst du sogar entscheiden, OB du überhaupt mit den Kindern hingehen magst.
Freunde besuchen, die keine Kinder haben, aber dafür eine schicke Wohnung? Da ist vielleicht die bessere Idee, sie zu dir nach Hause ein zu laden.
Wenn du dich für einen Kindergarten entscheidest, bezieh nicht nur dessen pädagogisches Konzept in deine Überlegungen mit ein, sondern auch, wie du den Weg dahin tagtäglich bewältigen wirst. Lange Wege zu Fuß können mit Kleinkindern unheimlich anstrengend werden. Kinderfahrzeuge wie Drei- oder Laufrad vertragen sich nicht gut mit vielbefahrenen Straßen, die überquert werden sollen. Lange Parkplatzsuche mit hungrigem Kleinkind im Kindersitz – kein erquickendes tägliches Programm, oder?
„Mama, gehen wir auf den Spielplatz?“ Wenn du so wie ich eher eine ängstliche Mama bist und nicht so gerne zuschaust, wie die Kids auf den tollen Klettergerüsten herumturnen, lass besser den Papa mitgehen. Und mit dir steht der Spielplatz mit Sandkiste und Schaukel auf dem Plan – so kommt jeder auf seine Kosten.
Fazit:
Nein, du brauchst die Wohnung nicht komplett in Watte packen – es macht Sinn, die größten Gefahren ab zu sichern und das Kind kindgerecht und altersadäquat mit den kleineren Gefahren bekannt zu machen.
So stellst du neben der Kindersicherheit auch sicher, dass dein Kind keine unnötigen NEIN’s hört.
Deshalb: Kontrolliere die Umgebung und nicht das Kind!
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