Warum die Frage nach dem WARUM bei Kindern sinnlos ist

„Warum hast Du schon wieder deinen Löffel runter geschmissen?“

„Warum hast Du den Luis schon wieder gehaut?“

„Warum streitest Du schon wieder mit deiner Schwester?“

„Warum hast Du dein Zimmer schon wieder nicht aufgeräumt?“

In unzähligen Situationen fragen Eltern ihre Kinder nach dem WARUM – und ja, auch ich tappe immer wieder in diese Falle, obwohl ich es eigentlich besser wissen sollte.

Warum ist die Frage nach dem WARUM bei Kindern denn so sinnlos

Die Frage WARUM ist „nach hinten“ gerichtet – und so kann Dein Kind noch nicht denken.

Natürlich, schon wenige Wochen alte Babys erfassen Zusammenhänge. Sie spüren Hunger – dieses grausliche Ziehen im Bauch, dann weinen sie und es kommt jemand, der dem Leiden ein Ende bereitet.

Und ganz bald wissen sie: grausliches Gefühl -> Weinen -> es kommt jemand

Würden wir das Baby aber fragen, warum da jemand gekommen ist, der seinen Hunger gestillt hat, würde die Antwort lauten: „Weiß nicht!“

Weil es die Schlussfolgerung in die andere Richtung eben noch nicht treffen kann. Es kam jemand, weil ich geweint habe. Und geweint habe ich, weil ich Hunger hatte.

„Denken rückwärts“ funktioniert meist erst im Volksschulalter.

Deshalb lautet die Antwort auf elterliche WARUM-Fragen wahrheitsgemäß „Weiß nicht!“

Wichtig für Dich zu wissen: Dein Kind weiß es wirklich nicht, es will Dich damit nicht ärgern!

Denn wenn Du jetzt glaubst, das Kind will Dich ärgern, wirst Du wahrscheinlich auch wütend werden – dann antwortet Dein Kind noch mit einem Verlegenheitsgrinsen, Du interpretierst das als Frechheit und schon seid Ihr mitten im schönsten Konflikt gelandet.

Ein zweiter Grund, warum Du keine Antwort bekommen wirst: Warum-Fragen schaffen eine Verhörsituation – der Kommissar will sofort etwas vom Angeklagten wissen.

Da geht jeder gleich in die Verteidigungsposition. Ist Dein Kind schon etwas älter, in der Pubertät etwa, dann könnte es Dir zwar vom Denkprozess her schon eine sinnvolle Antwort geben, aber es wird sofort zu machen und gar nicht mehr mit Dir reden wollen.

Ebenso sinnlos ist übrigens, ständig Nein zu sagen, Kinder entwickeln dann die Fähigkeit, deine Neins zu überhören. Wie du die Anzahl deiner Neins reduzieren kannst, erfährst du hier auf diesem Mini-Poster – fordere es gleich kostenlos an!

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Was ist dann die Lösung?

Frag Dich einfach selber!

Warum fragst Du eigentlich nach dem WARUM

Wahrscheinlich, weil Du es wirklich wissen willst!

Manchmal tun Kinder einfach Dinge, die wir nicht verstehen. Wenn sie damit keinen Schaden anrichten, müssen wir das Warum auch gar nicht zwingend wissen oder danach fragen.

Manchmal wundern wir uns, dass Kinder Dinge tun, die ihnen selbst schaden und das immer wieder – sie probieren immer wieder aus. Das kann extrem nervig sein (oja!!!), aber warum das ist so wichtig ist, darüber habe ich schon in Artikel „Das hab ich doch schon 1000 Mal gesagt…“ geschrieben.

Ja, aber mal ehrlich – wenn Du Autofahrer bist, weißt Du sicherlich, dass es Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt und dass es bei deren Überschreitung eine Strafe setzt. Vielleicht hast Du sogar schon mal fürs Zu-Schnell-Fahren bezahlt.

Und – hältst Du Dich seitdem an die Beschränkungen? Nein? WARUM nicht?

Von Kindern aber verlangen wir recht schnell, dass sie nach einer einmaligen Erfahrung schon gelernt hätten, dass sie etwas nicht mehr tun. Und wenn doch, dann fragen wir WARUM und ernten ein „Weiß nicht“

Wie Du das WARUM Deines Kindes trotzdem erfahren kannst

Wiederum: Frage nicht Dein Kind, sondern Dich selbst – und zwar nicht WARUM, sondern WOZU?

  • Wozu legt mein Kind in dieser Situation dieses Verhalten an den Tag?
  • Welchen Erfolg/Nutzen hat es davon?

Wir gehen nämlich davon aus, dass kein Mensch etwas tut, ohne sich etwas davon zu erwarten.

Das kann Aufmerksamkeit (positiv wie negativ!) sein, die Erforschung der Schwerkraft (Löffel fallen lassen!) oder auch das heiß ersehnte Keksi. Wenn es zum Beispiel gelernt „Ich muss ganz oft fragen, irgendwann verlieren sie die Nerven und geben es mir doch!“ und wir sagen dann: „Warum bist Du so ein Quälgeist?“

Weil diese Strategie zum Erfolg führt – ganz einfach!

Hast Du den Nutzen erkannt, kannst Du auch auf das WARUM schließen – und dann hast Du die Möglichkeit, Dein Verhalten zu ändern. Wenn nämlich sich Deine Reaktion auf das kindliche Verhalten sich ändert, wird sich ganz automatisch auch mit der Zeit das Verhalten des Kindes ändern.

In welchen Situationen neigst Du zur Frage nach dem WARUM? Was könntest Du daraus mit den hier genannten Fragen an Dich selbst lernen? Ich freue mich auf Deine Kommentare.
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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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