Erziehung – wenn Eltern sich nicht einig sind
Eltern haben manchmal unterschiedliche Ansichten oder Zugänge zu einem Thema – und das ist auch gut so. Mama und Papa sind unterschiedliche Menschen und können auch nicht immer hundertprozentig einer Meinung sein.
Der Vorteil für das Kind ist, dass es so Meinungsvielfalt kennenlernt. Außerdem ist es ein Mythos, das man immer 100%ig konsequent sein müsste – das funktioniert einfach nicht!
Manchmal aber rufen gewisse Situationen immer wieder Streitigkeiten hervor und dir geht es, wie den beiden Maxerln auf dem Bild zum Beitrag. Es scheint als ob beide in verschiedene Richtungen unterwegs sein wollten.
Typische Beispiele, bei denen Eltern sich oft uneinig sind, höre ich in meinen Gruppen immer wieder:
- Ein Elternteil möchte lieber Gesundes kochen, der andere zieht beim Anblick von Brokkoli (gemeinsam mit dem Kind) ein Schnoferl
- Der eine erlaubt dem Kind am Handy zu spielen, der andere möchte es lieber einschränken
- Einer hätte gerne ein ruhiges, regelmäßiges Abendritual fürs Kind, der andere macht es lieber heute so und morgen so
- Einer hält das hohe Klettergerüst noch für zu gefährlich, der andere spornt das Kind sogar noch zum Klettern an
Das kann so weit gehen, dass du vielleicht schon megagenervt bist, wenn du nur ein Rascheln aus dem Wohnzimmer hörst, weil du genau weißt, dass gerade wieder Gummibärli außerhalb der vereinbarten Naschzeit verteilt werden.
Dieser Moment ist aber der denkbar ungünstigste Moment, um ein sinnvolles Gespräch mit deinem Partner zu beginnen!
Kläre zuerst deine Position!
Die Chance zu einer für euch beide zufriedenstellenden Lösung zu kommen erhöht sich drastisch, wenn du dir vor einem Gespräch selber folgende Fragen stellst, um deine Ausgangsposition zu klären:
1. In welchen Situationen werden die unterschiedlichen Ansichten/Strategien besonders sichtbar?
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2. Was davon ist für dich am nervigsten/dringendsten? Priorisiere die zuvor genannten Situationen – erstelle die Top 3
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3. Nimm dir nun das dringendste Thema vor – wie stehst du dazu? Was genau ist dir daran wichtig? Welchen Wert möchtest du in dieser Sache an dein Kind vermitteln? Was ist deine größte Angst dahinter?
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4. Was wäre für dich in der Situation die optimale Vorgangsweise? Warum wäre das für dich die optimale Vorgangsweise? Was ist für dich unbedingt notwendig, was nicht?
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Mit deinen Überlegungen hast du deinen Standpunkt und auch deinen Verhandlungsspielraum intensiv mit dir abgeklärt. Eigentlich ganz genau so wie man das bei einem Business-Meeting mit einem Kooperationspartner machen würde.
Wie kommst du nun ins Gespräch?
Suche dann einen ruhigen Zeitpunkt für das Gespräch. Am besten, wenn dein Kind nicht in der Nähe ist, so dass es einerseits nicht mithört, euch aber auch nicht unterbrechen kann.
Kläre auch, ob dein Partner jetzt bereit für ein vielleicht längeres Gespräch ist. 10 Minuten vor Beginn des WM-Finales (verzeih mir das Klischee!) ist wahrscheinlich kein guter Zeitpunkt!
Stell bei der Gelegenheit auch die obigen Fragen!
So erfährst du mehr darüber, was hinter dem Verhalten deines Partners steckt – welche Werte, welche Ängste ihn dazu antreiben zu tun, wie er tut. Was ist für ihn wichtig und wo sind die Grenzen seines Verhandlungsspielraums.
Versuche im Gespräch mit deinem Partner den Fokus darauf zu legen, welchen Wert ihr eurem Kind vermitteln wollt, was euer langfristiges Ziel ist.
Auf der Ebene der Werte trifft sich meist leichter eine Einigung als auf der Ebene der Strategien!
Beispielsweise wäre Gesundheit der Wert, bei dem es vermutlich beim Thema Naschen geht und sicher könnt ihr euch gut darauf einigen, dass euch beiden die Gesundheit eures Kindes am Herzen liegt.
Ob es eine Naschlade gibt oder nicht, was hineindarf und wie viel sich das Kind wie oft aussuchen darf – das gehört in den Bereich der Strategien über die man sich wunderbar streiten kann. Was aber weniger oft passiert, wenn man immer wieder auf den gemeinsamen Grundwert und die Übereinstimmung zurückgreifen kann.
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Also immer wieder bewusstmachen: für einen Wert gibt es vielerlei Strategien, ganz bestimmt so viele, dass irgendeine dabei ist, auf die man sich einigen kann!
Kreativ werden und lange genug danach suchen!
Und auch einfach mal was ausprobieren. Eine Entscheidung ist ja nicht in Stein gemeißelt. Ihr könnt ja auch gleich beschließen „Wir probieren das für zwei Wochen aus und dann wird geschaut, ob es passt oder ob wir eine andere Alternative versuchen!“
Wie so ein Gespräch über gesunde Ernährung aussehen kann, darüber habe ich mal bei meiner lieben Kollegin Katharina Ziegelbauer auf dem Blog geschrieben:
Gesunde Ernährung – 3 Tipps, wie du den Papa ins Boot holen kannst
Zugegeben, so ein Gespräch ist nicht immer einfach und ich kann dir selbst mit diesen Tipps nicht garantieren, dass ihr beide auf einen grünen Zweig kommt.
Dann ist es vielleicht eine gute Idee, sich für das Gespräch Hilfe zu holen durch eine Beratung oder Mediation.
Dabei geht es nicht darum, dass ein Schiedsrichter von außen euch sagt, wer recht hat und wer nicht. Sondern einfach das Gespräch leitet, dolmetscht (oja, selbst wenn man die gleiche Sprache spricht, ist nicht immer gesichert, dass der andere auch tatsächlich versteht, was der eine meinte!) und dafür sorgt, dass ihr beim Thema bleibt.
Manche Klientinnen haben mir aber auch schon erzählt, dass sie beim Durchgehen der Frage für sich selbst draufgekommen sind, dass eigentlich ganz etwas anderes durch das Verhalten ihres Partners bei ihnen getriggert wurde. Eine Erinnerung aus der Kindheit zum Beispiel – und plötzlich waren die unterschiedlichen Ansichten gar nicht mehr so wichtig.
Wie geht es dir? Bei welchen Themen bist du mit deinem Partner öfter mal uneinig? Und wie löst du das?
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