5 Fehler, wenn du deinem Kind Kunst im Museum vermitteln willst

„Nein, nicht in ein Bildermuseum! Das ist fad!“

Ich gehe selbst gerne in Museen und Ausstellungen und auch meine Kinder waren von Naturhistorischem oder Technischem Museum immer begeistert.

Wenn es aber darum ging, dass ich mit ihnen einmal „Bilder anschauen“ wollte, war die Begeisterung ganz schnell dahin. Ganz bestimmt habe ich in meiner erwachsenen Kunstbeflissenheit ein paar der klassischen Fehler gemacht, von denen uns (einer Gruppe von Elternbildnerinnen) Kunstvermittlerin Friederike Lassy-Beelitz bei einer Weiterbildung in der Wiener Albertina erzählte – und natürlich auch, wie man es besser macht.

Darum gehts hier:
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    Bilder-Museum ist nicht langweilig

    Nochmal ein herzliches Dankeschön an Katja Ratheiser vom KBW fürs Möglichmachen dieser Fortbildung, die im Februar 2020 stattgefunden hat - seit damals versauert dieser Artikel coronabedingt auf meiner Festplatte.

    Jetzt möchte ich dir aber diese wunderbaren und dabei teilweise so einfachen Ideen weitergeben, zumal – wenigstens bei uns in Wien - momentan die Museen gerade wieder geöffnet haben und das eins der wenigen Dinge ist, die man unternehmen kann, wenn es draußen zu kalt ist.

    Und wenn du kein Museum in der Nähe hast oder es gerade schließen musste, gebe ich dir noch eine Menge Buchempfehlungen.

    Fehler Nummer 1: Du möchtest ein „kulturelles Vorzeigekind“ haben

    Das heißt, du hättest es gerne, dass es sich im Museum wohlverhält, dass es möglichst stumm die Bilder bewundert, während andere Besucherinnen dich bewundern, weil du ja so eine tolle Mama bist …

    Der Wunsch wird sich so nicht 100prozentig erfüllen lassen, aber mit guter Vorbereitung kannst du dich immerhin ein wenig nähern ?

    Was ist ein Museum überhaupt?

    Was sieht man dort? Warum sind diese Sachen überhaupt dort und wer hat sie gemacht? Wem gehören die Bilder und wer arbeitet in einem Museum?

    Buchempfehlung:  Wie kommt die Kunst ins Museum?

    Die Hausordnung

    In Museen gibt es im Normalfall eine Haus- oder Besucherordnung. Gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist, kann es sehr hilfreich sein, sich diese vorab im Internet zu Gemüte zu führen.

    Da findest du zum Beispiel Informationen über Sitzgelegenheiten im Museum, ob man Kinderwägen mitnehmen oder fotografieren darf, was alles an der Garderobe abzugeben ist.

    Mit großen Ohren haben wir von unserer Kunstvermittlerin erfahren: „Alles, was nicht dezidiert verboten ist, ist erlaubt!“

    • Sich in einer Ecke auf den Boden zu setzen, weil das Kind schon so müde ist, und eine kurze Pause machen
    • Sich unter einem Riesenbild mal kurz auf den Boden legen, um die Relation zur eigenen Körpergröße herzustellen

    Natürlich sollen andere Besucherinnen von solchen Aktionen nicht gestört werden – im Zweifelsfall bei den Aufsichtspersonen vor Ort kurz nachfragen.

    Was werden wir im Museum sehen?

    Viele Museen haben auch einen tollen Online-Auftritt, manche Sammlungen sind sogar fast komplett im Internet zu sehen. Vielleicht hast du ja auch von früheren Besuchen Kunstpostkarten zu Hause oder ihr holt euch vorher einen Bildband aus der Bücherei.

    So kannst du deinem Kind auch schon die spannendsten Exponate vorab zeigen, so findet es vielleicht auch schon sein Lieblingsbild und das geht ihr dann besuchen. Giuseppe Arcimboldos „Sommer“ im KHM Wien wäre so ein Kandidat, auf dem sich das Porträt aus Obst und Getreide zusammensetzt.

    Vielleicht mögt ihr auch ein eigenes Museums-Tagebuch anlegen und eure Besuche festhalten, Bilder abzeichnen, Dialoge für die Personen in einem Bild erfinden, ….

    Fehler Nummer 2: Du willst deinem Kind das ganze Museum auf einmal zeigen

    Zugegeben, das ist eine Falle, in die ich selbst gerne tappe, vor allem, wenn ich wo auf Urlaub bin und ein Museum ansehen mag. Nach dem Motto: wenn ich schon mal da bin, dann will ich auch gleich alles sehen!

    Ich habe einmal gelesen, wenn man im Louvre in Paris vor jedem Exponat nur 3 Sekunden verbringen würde, wäre man 3 Monate unterwegs – keine Ahnung, ob das stimmt, aber es verdeutlicht die Unmöglichkeit ein Museum komplett zu besichtigen!

    Deshalb: überlege schon vorher, welche Abteilung/Kunstwerke ihr sehen wollt und in welcher Reihenfolge. Sprich, was muss unbedingt dabei sein, was könnte man auch beim nächsten Mal „machen“.

    Und - plane von vornherein ausreichend Pausen ein, die die Aufmerksamkeitsspanne deines Kindes berücksichtigen!

    Oft findet man im Stiegenhaus eine Sitzbank, auf der sich bei einem „Museums-Mandarinchen“ neue Kraft tanken lässt oder schaut, was das Museums-Cafe zu bieten hat …

    Fehler Nummer 3: Du willst, dass das Kind etwas über Kunst lernt

    Mach dir klar, dass du mit dem Museumsbesuch keinen Bildungsauftrag zu erfüllen hast. Es geht um eine gemeinsame gut verbrachte Zeit – was du möchtest ist, gute Erinnerungen schaffen. Im besten Fall auch gute Erinnerungen an Museum, Kunst und Kultur, aber noch viel mehr an euer feines Erlebnis.

    „Nutze die Wege“

    So hat es unsere Museumspädagogin bezeichnet, womit wir aufs erste nichts anfangen konnten, mit ein paar Beispielen war es aber sonnenklar. So hat sie uns von Kindergartenpädagoginnen erzählt, die bereits mit 3-4jährigen Kindern das Museum besuchen – für die ist bereits der Weg INS Museum, die imposanten Treppe beim Eingang oder der riesige Park mit den seltsam gestutzten Sträuchern davor beeindruckender als die Bilder, die man dann drinnen anschaut. Auch ok!
    Oder wenn es einen langen Gang gibt, der zwar zum Laufen sowas von einladen würde, aber das ist im Museum nicht so gern gesehen, dann fragt sie (je nach Alter der Kindergruppe), ob sie sich vorstellen können, wie man mit den riesigen Kleidern und Reifröcken früher gegangen ist und das probieren wir jetzt gleich alle hier aus! Bei den älteren kommt der Vergleich mit einem Laufsteg zum Einsatz ?

    mit Kindern im Kunstmuseum

    Fehler Nummer 4: Du versuchst die kindliche Wahrnehmung zu schulen

    "Was siehst du auf diesem Bild?"

    Das ist eine Frage, die ein Kind so kaum beantworten kann, und vermutlich auch viele Erwachsene nur bedingt. In unserer heutigen Welt, in der wir an bewegte Bilder gewöhnt sind, wird unserem Auge schnell „langweilig“ – ich finde es immer wieder faszinierend, was Kunsthistoriker mit ihren geschulten Augen in einem Bild entdecken.

    Kennst du die FB-Seite vom Belvedere Museum? Hier werden regelmäßig Videos gepostet, in denen die dortigen KunstvermittlerInnen Bilder beschreiben und erklären – ganz großartig, dazu braucht es aber viel Expertise und Erfahrung und das kann unser Kind aber sicher nicht leisten!

    Aber mit den folgenden Ideen und Fragen schulst du den intensiven Blick auf Bilder und Kunstwerke ganz spielerisch:

    • „Was fehlt hier?“ – gut geeignet, wenn das Exponat etwas zeigt, das auch dem Kind in seiner Lebenswelt bekannt ist, zum Beispiel ein Porträt einer Familie in deren damaligen Wohnraum
    • „Kannst du etwas hören in diesem Bild? Glaubst du, ist es dort kalt oder heißt“ – beziehe deine Frage auf andere Sinne als nur den Sehsinn
    • „Kannst du dich auch so hinstellen wie die Figur hier/die Dame im Bild“ – sehr witzig, wenn zwei oder mehrere Personen dargestellt sind, oft ist auch die Haltung der Personen auf dem Bild nicht wirklich möglich (gerade wenn es sich um moderne Kunst handelt!)
    • „Wie würdest du das Bild nennen?“ – kreativ sein beim Titel erfinden
    • „Chinesischer Korb“ – das ist eine museumspädagogische Methode, bei der sich in einem Korb einige Gegenstände befinden, zu denen man dann assoziativ Verbindungen zu den Exponaten sucht. In unserer Fortbildung hat die Leiterin einfach zu Beginn gebeten, jede von uns möge einen Gegenstand aus ihrer Handtasche in den Korb legen. Im einem Ausstellungsraum hat dann jede Teilnehmerin einen Gegenstand aus dem Korb genommen und sich ein Bild dazu gesucht, das damit etwas zu tun hat. So wäre das Handy mit Sicherheit auf diesem hübschen Tisch versehentlich liegen gelassen worden, das Muster einer Brillenfassung fand sich wieder im Kleid einer porträtierten Dame … hier eine Beschreibung, wie diese Methode mit Schulkindern in einem Museum umgesetzt wurde und wie spannend die Kinder hier „um die Ecke gedacht“ haben!

    Fehler Nummer 5: du willst dein Kind für etwas begeistern, das dich selbst nicht begeistert!

    Um jemand anderen zu begeistern, muss man selbst begeistert sein!

    Wenn du nun mit Kunst oder vielleicht auch nur mit bestimmten Kunstrichtungen nichts anfangen kannst, dann quäl dich nicht mit pflichtschuldigen Museumsbesuchen, sondern erkundige dich lieber, ob es dort Kinderführungen gibt.

    In vielen Museen gibt es fantastische Kunstvermittlungsangebote für verschiedene Altersgruppen, oft verbunden mit anschließendem kreativen gestalten. Und geh dort gerne selbst mit, du wirst sehen, die meisten Kinderführungen sind auch für Erwachsene super interessant ?

    Und wenn es dir als Erwachsene gelingt zu sehen, was dein Kind sieht und was es interessiert, kannst du das Thema aufgreifen und vielleicht sogar vertiefen.

    Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen, schreib mir gerne in die Kommentare, wie es dir bei deinen Museumsbesuchen mit Kinder gegangen ist und welche Tipps du uns geben kannst!

    Buchempfehlungen:

    Kunst-Mitmachbuch

    Alles Kunst! Kinder entdecken Meisterwerke

    Kunst – ein Entdeckerbuch für Kinder

    13 Kunststile, die du kennen solltest

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    Porträt Vera Rosenauer

    Vera Rosenauer

    selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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