Wann ist ein NEIN ein NEIN?

Nein heißt Nein!

Klingt einfach – ist es aber nicht …

Als Elternteil sagt man oft schon reflexhaft Nein und ist sich dann unsicher, ob Zurückrudern noch geht oder ob das schon das ach so verpönte Nachgeben wäre.

Kinder haben Phasen, in denen sie in scheinbarer Fundamentalopposition sogar auf die Frage „Magst du ein Eis?“ sofort mit Nein antworten (wobei Kinder da weniger Problem mit dem Zurückrudern haben ;-))

In Deutschland – ich glaube, bei uns in Österreich hat man das gar nicht so mitbekommen – hat ja sogar gerade das Gericht im Fall Gina Lisa Lohfink entschieden, dass Nein sagen allein nicht als Nein ausreicht.

Also wann und wo ist jetzt ein Nein ein Nein?

Andrea von Runzelfüßchen hat dazu zur Blogparade aufgerufen, dort findest du auch schon viele spannende Gedanken zum Thema.

Ich möchte mir in der Folge sowohl das Nein von Eltern und auch das von Kindern anschauen und wie wir am besten damit umgehen und dabei auch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, wie ich das mit meinen Mädels gehandhabt habe.

Welches NEIN von Kindern können wir akzeptieren, welches nicht?

Das Nein des Kindes muss Nein heißen, wenn

… es um die körperliche Integrität des Kindes geht

Auch wenn die Oma enttäuscht ist, dass das Kind nicht zu ihr auf den Arm will und der Erbonkel, weil er kein Bussi vom Kind bekommt. Das Kind darf bestimmen, wer ihm körperlich nahekommen darf und wer nicht!

Diese Situationen sind für die Eltern nicht leicht, nicht selten endet das mit einem Streit unter den Erwachsenen. Trotzdem finde ich, dass eher der Oma die Enttäuschung zugemutet werden kann als dem Kind die körperliche Übergriffigkeit.

… ich als Mama dem Kind eine JA-NEIN-Entscheidung überlasse

Folgenden Original-Dialog habe ich einmal auf dem Spielplatz mitgehört:

Mama: Magst du Apfel oder Schokolade?
Kind: Schokolade
Mama: Aber zuerst musst du den Apfel essen!

Wenn ich die Frage so stelle, muss ich das NEIN zum Apfel auch akzeptieren! Ich entscheide nämlich, welche Entscheidung ich dem Kind überlasse – das ist meine Verantwortung.

Das Nein des Kindes kann ruhig Nein heißen, wenn

… es keine schlimmen Folgen hat

Ich stelle mir dazu gerne selber die Frage „Was wäre das Schlimmste, was passieren kann, wenn ich das NEIN des Kindes akzeptiere!“ und wenn die Antwort dann nicht in die folgende Kategorie (Gefahr für Leib und Leben) fällt, dann akzeptiere ich es.

Über das NEIN des Kindes setze ich mich hinweg, wenn …

… es um Gefahr für Leib und Leben geht

Nicht-Anschnallen beim Autofahren oder Nicht-die-Hand-geben beim Überqueren der vielbefahrenen Durchzugsstraße sind No-Go`s. Das sind auch Dinge, wo ich das Kind nicht einmal ansatzweise die Gefahr spüren lassen kann, damit es aus Erfahrung lernt!

Letzteres hat dann auch für mich nichts mit Machtausübung zu tun, da geht’s simpel und einfach auch um die Aufsichtspflicht, die mir der Gesetzgeber als Mutter auferlegt …

Wie ist das jetzt mit dem Nein von den Eltern?

Meiner Erfahrung nach sagen Kinder dann öfter NEIN, wenn sie es oft hören!

Ich glaube, dass Mütter zu oft NEIN sagen – warum das so ist? Weil wir meist viel schneller denken und damit schon drei Schritte weiter sind. Schritte vielleicht, die das Kind so ohnehin gar nicht gehen wollte.

Das Kind greift nach dem Kugelschreiber, der auf dem Tisch liegt und wir sagen schon NEIN. Weil wir nämlich schon die angekritzelte Wand sehen. Vielleicht wollte das Kind aber nur ausprobieren, ob sich der Kuli über den Tisch rollen lässt oder es wollte wissen, wie er sich anfühlt …

Ich habe da vor vielen Jahren eine Situation mit meiner Tochter erlebt, die mich sehr nachdenklich gemacht hat. Wir saßen beim Mittagessen, es gab irgendeine Suppe. Sie war so rund eineinhalb Jahre alt und konnte schon einigermaßen gut selber löffeln. Trotzdem war ich natürlich schneller fertig und mein Teller war leer.

Plötzlich beginnt sie mit ihrem vollen Löffel Suppe quer über den Tisch zu transportieren. Mein erster Impuls war „NEIN, bitte keine Suppe auf den Tisch verteilen!“ – zum Glück habe ich mir rechtzeitig auf die Lippen gebissen, denn nur Sekunden später habe ich geschnallt, was sie wirklich wollte.

Nämlich mir etwas von ihrer Suppe geben! Dieses Nein hätte also einen absolut positiven Impuls ihrerseits zerstört.

Daraufhin habe ich mir angewöhnt, noch einmal durchzuatmen, bevor ich Nein sage und mir zu überlegen, ob ich die Situation gerade richtig einschätze und bewerte.

Beste Erfahrungen habe ich auch damit gemacht, meine NEIN’s zu begründen.

Kurz, knackig, altersadäquat!

Und auch wenn die Mädels nicht jede Begründung immer vollinhaltlich verstanden haben, sie haben mitbekommen, dass ich nicht Nein sage, weil ich gerade lustig bin. Sondern dass ich mir dazu etwas überlegt habe.

Spannenderweise hat das mit zunehmendem Alter der Kinder nicht dazu geführt, dass sie mehr Erklärungen eingefordert hätten, sondern sogar weniger!

Wenn du möchtest, dass dein elterliches Nein auch als solches akzeptiert wird, dann solltest du dir folgende Fragen stellen vor dem NEIN-Sagen (das geht mit etwas Übung im oben erwähnten zusätzlichen Atemzug 😉

  •        Ist das NEIN jetzt wirklich notwendig?
  •        Wird jemand verletzt?
  •        Wird etwas Wertvolles, Unwiederbringliches zerstört?
  •        Habe ich die Kraft das NEIN durchzustehen?

Denn wenn du NEIN sagst, musst du auch dabeibleiben – und Protest akzeptieren!

Aber mit diesen Fragen kannst du dir eine Menge Neins sparen und das wird der positiven Atmosphäre in deiner Familie sicher guttun.

Hier habe ich übrigens noch weitere drei Alternativen zum NEIN-Sagen in einem Mni-Poster zusammengefasst. Du kannst es dir nach dem Eintragen deiner Emailadresse kostenlos downloaden.

{loadmodule mod_blank250,3 erprobte Alternativen zum NEIN-Sagen}

Diese einsparten Nein’s tun übrigens auch dem Selbstwert deines Kindes gut!

Wie du siehst, geht es hier darum, an den eigenen Mama-Schrauben zu drehen und nicht an denen Kinder, um sie etwa gehorsam oder funktionierend zu machen.

Diese Strategien, die ich hier beschrieben habe, lebe ich im Alltag seit vielen Jahren mit meinen Mädels.

Mal geht’s einfacher, mal schwieriger – aber ich kann sagen es zahlt sich aus, an sich selbst zu arbeiten. Die zwei sind ja jetzt immerhin schon 10 und 13 und ich spüre schon die Auswirkungen meiner Erziehung (meiner selbst 😉
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Porträt Vera Rosenauer

Vera Rosenauer

selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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