Wenn Kinder die Mama schlagen

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    Wenn Kleinkinder plötzlich aggressiv werden, ist das für die meisten Eltern ein ziemlich erschreckender Moment. Ganz besonders, wenn man selbst das Ziel ist: "Hilfe, mein Kind schlägt mich!"

    Das Phänomen ist aber weit verbreitet, nicht umsonst zählt der Artikel Wenn das Kleinkind plötzlich kratzt, beißt und haut … zu den meistgelesenen hier am Blog.

    In diesem Artikel möchte ich mich vor allem mit dem Aspekt beschäftigen, wie reagiere ich als Mama, wenn das Kind mich selber schlägt.

    Den Überlegungen möchte ich eine wichtige Grundannahme voranstellen:

    Menschen tun immer das Beste, das ihnen im Moment zur Verfügung steht.

    Nicht immer sind wir im Vollbesitz unserer Kräfte und dann tun wir Dinge, die wir eigentlich nicht tun wollen. Wenn du hungrig und müde bist, bist du vermutlich auch nicht so gelassen wie du gerne wärst und meckerst vielleicht an Dingen herum, über die du sonst lächeln könntest.

    Gerade sehr kleine Kinder schlagen oft einfach nur deshalb, weil sie noch keine andere Möglichkeit haben sich und ihren Unwillen über eine Situation auszudrücken. Selbst wenn sie eigentlich schon sprechen könnten, ist oft die Wut so groß, dass sie sie nicht in Worte fassen können.

    Wenn dein Kind dich oder jemand anderen schlägt, ist also nicht das Kind selbst schlecht, sondern die Wahl seines Verhaltens war nicht optimal.

    Kinder schlagen nie mutwillig, einfach so – da steckt immer ein Bedürfnis dahinter, es passiert aus einer innerlichen Not heraus.

    Die gilt es zu sehen, wahr zu nehmen, zu suchen – oft ist das nicht so eindeutig, aber auch das ist ok.

    Nicht einmal Erwachsene können es immer gleich ganz genau benennen, wenn sie etwas stört oder unrund macht. Meist bekommt das die Umwelt in Form von schlechter Laune oder scheinbar grundlosen Vorwürfen und Streitigkeiten ab …

    Unterdrücke ich nicht das kindliche Bedürfnis, wenn ich sein Schlagen stoppe?

    Nein, denn das Schlagen selbst ist ja kein Bedürfnis – das Schlagen ist eine Strategie, mit der das Kind versucht, sein Bedürfnis (was auch immer das ist!) zu befriedigen.

    Für ein Bedürfnis gibt es aber immer ganz viele unterschiedliche Strategien. Das heißt, wir schließen nur eine Strategie aus, helfen dem Kind aber natürlich, das dahinterliegende Bedürfnis zu erkennen und andere Strategien zur Bedürfnisbefriedigung zu finden.

    Wie reagiere ich jetzt am besten, wenn mein Kind mich schlägt?

    Mach dir deine Grenzen klar

    Warum soll dein Kind dich nicht schlagen?

    Es ist ganz wichtig, dass deine Antwort hier ein klares „Weil ICH nicht geschlagen werden möchte!“ ist.

    Vorsicht, wenn dir auf diese Frage bloß ein diffuses „Weil man das eben nicht tut“ einfällt. Damit kannst du nicht wirklich authentisch eine Grenze setzen, das ist nicht stark genug.

    Dann kommt vielleicht noch „hinterrücks“ ein bisschen schlechtes Gewissen dazu – so nach dem Motto, „ist ja kein Wunder, dass das Kind mich schlägt, weil ich es zu spät vom Kindergarten abgeholt habe/weil ich ihm das Keksi nicht erlaubt habe/….“

    Passiert ganz schnell und vor allem unbewusst - aber es macht dich in deinem Ausdruck unklar!

    Vielleicht bemerkst du auch den Gedanken „Das Kind ist ja noch so klein, das tut mir ja eh nicht weh, wenn es auf mich herhaut!“

    Vorsicht – Hauen ist Hauen! Gewalt ist Gewalt!

    Für ein Kleinkind ist nicht verständlich, wenn es manchmal ok ist zu schlagen und manchmal nicht. Wenn sie sich nicht auskennen, kann das dazu führen, dass sie eine zeitlang noch mehr hauen, weil sie herausfinden wollen, wann es geht und wann nicht …

    Mach dir also bewusst, dass Gewaltfreiheit für dich ein wichtiger Wert ist.

    Und dass du bereit bist, diese Grenze auch aufzuzeigen, wenn jemand sie überschreitet.

    Wenn du mich schon länger kennst, dann weißt du bestimmt, dass ich keine große Freundin der vielgepriesenen Konsequenz in der Erziehung bin, aber dieses „Stopp, ich möchte nicht gehaut werden!“ ist eine Grenze, die ich sehr konsequent schütze und vertrete.

    By the way, in dieser Sache bist du damit auch ein wichtiges Vorbild für dein Kind! „Du musst keine körperlichen Übergriffe zulassen!“

    Warum Zurückschlagen keine Lösung ist

    Auch schon gehört: "Na dann schlag doch halt einfach zurück, dann spürt das Kind schon, das das weh tut"

    Das hilft aber leider überhaupt nicht weiter - im Gegenteil, du bist ja das Vorbild für dein Kind!

    Und warum solltest du hauen dürfen und das Kind nicht???

    Aus der Sicht eines Kleinkindes ist es überhaupt nicht durchschaubar, dass Hauen manchmal ok ist und manchmal nicht. Kleinkinder bauen sich ihr Weltbild noch recht schwarz-weiss und können noch nicht verstehen, dass "Sich wehren" etwas anderes ist als "Zuerst auf jemand hinhauen".

    Deshalb ist es wichtig, auf einem allgemeingültigen "Hauen ist ein No Go" zu bestehen. Es besteht sonst die Gefahr, dass das Kind noch öfter hinhaut, weil es verstehen möchte, wann es geht und wann nicht!

    Und übrigens: dass wir als Erwachsene aus "Notwehr" zurückschlagen müssten, ist jetzt wirklich nicht gut argumentierbar ...

    Wie setze ich jetzt aber in der Praxis diese glasklare Grenze, wenn das Kind auf mich hinhaut?

    Variante 1: Ein ehrliches spontanes „AUA“ – manchmal treffen Kinder dich wirklich schmerzhaft und diese Reaktion kommt dann ohnehin automatisch, ohne dass du nachdenken musst. Bitte kein gespieltes AUA-AUA, es geht hier um Authentizität!

    Variante 2: Ein klares, kurzes „Stopp“ – das ist jetzt nicht die Situation für lange Worte!

    Variante 3: Handeln – bring dich selbst außer Reichweite deines Kindes!

    Halte seine Hände kurz fest, setz es auf die Couch neben dich oder auf den Boden (wenn du es auf dem Schoß hattest), steh auf, geh einen Schritt auf die Seite – ich rede hier nicht vom Aus-dem-Zimmer-gehen, ich spreche hier von einer Distanz, die der Armlänge des Kindes entspricht, und ich meine hier auch nicht, das Kind einfach wegschicken, denn

    Wichtig: Das war nur der erste Teil!

    Im ersten Schritt wahrst du deine Grenze, im zweiten Schritt nimmst du trotzdem dein Kind als Person mit seinen Emotionen und Bedürfnissen wahr. Gegebenenfalls kannst du die beiden Schritte natürlich auch umdrehen.

    Gib dem Kind Worte für das Gewurl, das da gerade in ihm tobt – „Boah, du bist ja so richtig stinksauer/wütend/…!“

    Wenn du weißt, was los ist, kannst du das ansprechen: „… weil ich dir das Keksi nicht gegeben habe, gell!“ Wenn du es nicht weiß, sag einfach nichts!

    Im dritten Schritt kannst du eine Alternative zum Schlagen anbieten – einen Polster, den Boden, die Wand – zeig es vor, in dem du selber draufhaust!

    Wichtige Botschaft:
    Nicht das Schlagen per se ist böse, nur das Schlagen auf andere Menschen, weil es denen ja weh tut!

    Wenn Kinder die Mama schlagen

    Mit etwas älteren Kindern kannst du in einer ruhigen Minute besprechen, wo noch hingehaut werden könnte, wenn die Wut da ist – da kommen höchst kreative Ideen zutage, trau deinem Kind ruhig etwas zu!

    Erwarte nicht, dass mit EINER solchen Intervention, dein Kind nie wieder auf dich hinschlägt. Das ist ein mitunter recht langer Prozess – das Kind lernt mit seiner Wut sozial angemessen umzugehen, das ist schwierig und das darf auch dauern!

    Erlaube dir Hilfe zu holen, mithilfe einer Erziehungsberatung kannst du schwierige Situationen von außen betrachten und bekommst dank dieses Perspektivenwechsel neue Einsichten und Reaktionsvarianten. Wenn du das Problem kennst, lade ich dich gerne auch ein zum Online-Workshop Fehlverhalten – was uns Kinder damit sagen

     

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    Porträt Vera Rosenauer

    Vera Rosenauer

    selbst Mama von zwei großartigen Töchtern, passionierte Langschläferin, Besitzerin (und Leserin!) mehrerer Kubikmeter Fachliteratur, zufriedene Kundinnen seit 2009

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